Warum Kinder Auf Familienfeiern

Warum ist Familie so wichtig für Kinder?

Die Familie als kindliche Erfahrungsumwelt In: Wolfgang Tietze/ Hans-Günther Roßbach (Hrsg.): Erfahrungsfelder in der frühen Kindheit: Bestandsaufnahme, Perspektiven, Freiburg: Lambertus 1993, S.16-34 Martin R. Textor Einleitung Die Familie ist das wichtigste Lebensfeld für jüngere Kinder – für Kleinkinder, die nicht außerfamiliär betreut werden, ist sie die Welt schlechthin: natürlich, selbstverständlich, vertraut und unentrinnbar.

  • Inder werden in die Abhängigkeit von ihren Eltern hineingeboren; sie können in den ersten Lebensjahren nicht ohne die intensive Pflege und Erziehung durch Erwachsene überleben.
  • Sie erlernen in der Familie Sprache, grundlegende Fertigkeiten, gesellschaftliche Normen und soziale Kompetenzen, entwickeln in ihr Persönlichkeitsstrukturen, Charaktereigenschaften, Denkstile, Erlebensweisen, Rollenerwartungen und Einstellungen (Schneewind 1991).

So wird in der Familie das Fundament für ihre weitere Entwicklung gelegt. Jedoch gibt es nicht die Familie: Zum einen haben historische Studien und soziologische Untersuchungen eine Vielzahl unterschiedlicher Familienformen in Vergangenheit und Gegenwart aufgezeigt (Rosenbaum 1982; Weber-Kellermann 1987).

Zum anderen ist jede Familie einzigartig. Sie besitzt einmalige Systemcharakteristika, Strukturen, Beziehungsqualitäten, Interaktionsmuster, Regeln usw. Genauso wie ihre Mitglieder einzigartige Individuen sind, ist auch die einzelne Familie unverwechselbar. Dementsprechend gibt es nicht die Erfahrungsumwelt “Familie”.

Jedes Kleinkind erlebt seine Familie anders, interpretiert das Verhalten seiner Eltern, Geschwister und Verwandten unterschiedlich. Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem seine Bezugspersonen ganz individuell auf seine einzigartigen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen, Aktivitäten sowie verbalen und nonverbalen Botschaften eingehen.

  • Einerseits wird es durch die Familie in seinem Verhalten und Erleben geprägt, andererseits gestaltet es sein soziales Umfeld durch seine Reaktionen mit.
  • Aufgrund der Einmaligkeit jedes Kindes, jeder Familie und ihres Lebenskontextes können somit in diesem Kapitel nur stark verallgemeinernde Aussagen über Familien als Erfahrungswelten von Kleinkindern gemacht werden.

Zunächst wird jedoch der Familienwandel in den letzten zwei, drei Jahrhunderten skizziert (Abschnitt 1). Dann werden Charakteristika heutiger Familien beschrieben (Abschnitt 2), wobei auf die Familienerziehung besonders eingegangen wird (Abschnitt 3).

Zum Schluss wird die Bedeutung der Familie für die kindliche Entwicklung thematisiert (Abschnitt 4). Zur Vertiefung der in diesem Kapitel gemachten Aussagen eignen sich vor allem die Bücher von Markefka und Nave-Herz (1989), Paetzold und Fried (1989), Schneewind (1991) und Textor (1991a).1. Familienwandel Wie Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur unterliegen auch Familien einem fortwährenden Wandel (Kaufmann 1990; Weber-Kellermann 1987).

So werden heute im Vergleich zur ersten Hälfte des 19. und den vorausgegangenen Jahrhunderten Ehen nicht mehr arrangiert, sind sie nicht mehr von der Zustimmung Dritter abhängig. Aufgrund der erst seit wenigen Jahrzehnten zur Verfügung stehenden Mittel für die Empfängnisverhütung und der zunehmenden Toleranz gegenüber Alleinerziehenden sind auch “Muss-Ehen” gegenüber früher seltener geworden.

  • So können wir davon ausgehen, dass die meisten Eltern von Kleinkindern aus Liebe (oder aus weniger positiven unbewussten Motiven heraus) geheiratet haben und dass die meisten Kinder absichtlich gezeugt wurden (Textor 1991a).
  • Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Familienatmosphäre und das elterliche Verhalten gegenüber den Kindern.

Die Möglichkeiten der Geburtenkontrolle – aber auch der Ausbau des Sozialstaates, der mitbedingt hat, dass Kinder nicht mehr als Ernährer alter oder kranker Eltern benötigt werden – haben zu einer Reduzierung der Zahl der Schwangerschaften pro Frau geführt.

Jedoch ist die Familiengröße nicht in dem Ausmaß zurückgegangen, wie früher vermutet wurde: Die Auffassung, dass im 19. bzw. in den vorausgegangenen Jahrhunderten Großfamilien vorgeherrscht hätten, wurde inzwischen von der Wissenschaft als falsch entlarvt. So betrug z.B. in Bayern die durchschnittliche Haushaltsgröße in den Jahren 1818, 1852 und 1871 4,6 Personen, stieg 1900 kurz auf 4,7 Personen an und sank dann 1925 auf 4,3, 1950 auf 3,2 und 1980 auf 2,6 Personen (Hubbard 1983); im Jahr 1987 waren es nur noch 1,9 Personen (Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung o.J.).

Dabei muss berücksichtigt werden, dass es sich bei diesen Zahlen um die Haushaltsgröße handelt. Zieht man die große Anzahl der Knechte und Mägde, des Hauspersonals und der unverheirateten Verwandten ab, die früher mit Zeugungsfamilien zusammenlebten, kommt man für das 19.

und beginnende 20. Jahrhundert zu Familiengrößen, die bei weitem unter der von “Großfamilien” liegen. Dies bedeutet, dass Kinder auch damals in ihren Familien relativ selten Spielkameraden fanden, was durch große Altersunterschiede (wegen der hohen Kindersterblichkeit) zwischen vielen Geschwistern mitbedingt wurde.

Aufgrund der anderen Struktur der Bevölkerungspyramide gab es aber im Gegensatz zu heute viele Gleichaltrige in ihrem sozialen Umfeld. Wie konnte der “Mythos von der Großfamilie” entstehen? Zum einen wurde das hohe Heiratsalter zu wenig beachtet, das z.B.

  • Anfang des 19.
  • Jahrhunderts in ländlichen Regionen Bayerns beim Bräutigam durchschnittlich 28 Jahre und bei der Braut 27 Jahre betrug (Ohe 1985).
  • Es ließ in Verbindung mit der niedrigeren Lebenserwartung und dem früheren Eintreten der Menopause nur etwa 15 Jahre für die Zeugung von Kindern übrig.
  • Zum anderen wurde die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit zu wenig berücksichtigt.

So sind die heute oft beklagte Instabilität von Familien, die große Zahl von Alleinerziehenden und die Vielzahl von Stieffamilien keinesfalls neue Phänomene. Geändert hat sich nur, dass die Ursachen nicht mehr im vorzeitigen Tod eines Elternteils liegen, sondern überwiegend in der hohen Scheidungsrate: Beispielsweise stieg in Bayern die Zahl der Scheidungen auf je 1.000 Eheschließungen von 6 in den Jahren 1936/ 40 (Hubbard 1983) auf 283 im Jahr 1991 (Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, mündliche Auskunft).

Viele Kleinkinder sind von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, da sich diese zumeist in den ersten Ehejahren trennen. Hier müssen wir bedenken, dass es Kinder in der Regel schwerer fällt, das Auseinanderbrechen ihrer Familie zu verarbeiten als den Tod eines Elternteils (Textor 1991b). Zum einen geht der Scheidung eine lange Phase der Konflikte und Entfremdung voraus, ist sie mit vielen Auseinandersetzungen verbunden.

Dies belastet Eltern und Kinder, verschlechtert die Erziehungsleistung der Familie. Zum anderen existiert der nichtsorgeberechtigte Elternteil weiter, besteht die Gefahr der Fortsetzung von Konflikten und pathogenen Beziehungen. Auch das Leben in Stieffamilien wird oft hierdurch belastet.

  • So ist eine andere Situation gegeben als bei Teil- oder Zweitfamilien in früheren Jahrhunderten.
  • Die Auffassung, dass heute viele Familien aufgrund der Urbanisierung mit der größeren Anonymität der städtischen Lebensweise, wegen der Mobilität oder der Ausgliederung von Verwandten aus dem Haushalt isoliert seien, wurde ebenfalls als Mythos entlarvt: Nahezu alle Familien sind in ein großes Netzwerk von Verwandten, Freunden und Bekannten eingebettet (Marbach et al.1987).

Ein besonders intensiver Austausch von Gütern und Dienstleistungen besteht zwischen Herkunfts- und Zeugungsfamilien. Viele Großeltern übernehmen häufig die Kinderbetreuung (Tietze/ Roßbach 1991); rund 80% der pflegebedürftigen alten Menschen werden im Familienverband versorgt (Bundesregierung 1986).

  1. Jedoch sind Familien heute autonomer geworden, werden weniger durch Verwandtschaft und Nachbarn kontrolliert.
  2. Die Familienmitglieder können ihren Lebenslauf selbst bestimmen und individuell gestalten.
  3. Im Vergleich zu vergangenen Jahrhunderten ist ferner eine deutliche Entwicklung weg von patriarchalischen Familienstrukturen und hin zu mehr Partnerschaft und Mitbestimmung festzustellen (Mitterauer/ Sieder 1977).

Einerseits hat der Ehemann an Macht gegenüber der Ehefrau eingebüßt, andererseits haben die Eltern einen großen Teil ihrer Autorität gegenüber den Kindern verloren. Schon kleinere Kinder werden bei anstehenden Familienentscheidungen nach ihrer Meinung gefragt und bestimmen mit über Familienaktivitäten.

  • Generell wird Kindern mehr Entscheidungsfreiheit gewährt – was z.B.
  • Leidung, Essen und Freizeit betrifft.
  • Auch werden ihnen zu einem jüngeren Alter als früher Rechte zugesprochen: Beispielsweise dürfen sie eher eine eigene Meinung gegenüber ihren Eltern vertreten oder gegengeschlechtliche Freundschaften schließen (EMNID-Institut 1986).

Die Rolle der Frau Besonders stark hat sich die Frauenrolle verändert: Ehefrauen sind selbständiger, unabhängiger und emanzipierter geworden. Zudem sind sie häufiger außerhäuslich berufstätig. Waren 1882 erst 29,2% aller Erwerbstätigen weiblich (Hubbard 1983), so galt dies 1990 bereits für 40,7% (Statistisches Bundesamt 1992a).

Jedoch ist davon auszugehen, dass früher weniger Frauen als heute Nur-Hausfrauen waren: Sie mussten auf dem Hof, in der Werkstatt oder im Geschäft des Mannes mitarbeiten. Das eigentliche Neue ist also einerseits die außerhäusliche Erwerbstätigkeit von Frauen, andererseits die Rolle der Hausfrau, die nahezu ausschließlich für Haushalt und Kindererziehung zuständig ist.

Dementsprechend muss angenommen werden, dass Mütter früher auch nicht mehr Zeit für die Kindererziehung hatten als berufstätige Mütter heute. Jedoch waren die Kinder meistens in ihrer Nähe, lernten von ihnen durch Nachahmung. Ferner hat sich die Frauenrolle aufgrund der steigenden Lebenserwartung verändert: Diese betrug 1871-1880 (bei der Geburt) 38,5 Jahre (Hubbard 1983), 1986-1988 jedoch 78,7 Jahre (Statistisches Bundesamt 1992a).

  • In Verbindung mit der niedrigen Geburtenrate hat dies die Konsequenz, dass das Leben der meisten Frauen ab dem 40.
  • Lebensjahr für die nächsten 40 Jahre nicht mehr mit Kindererziehung ausgefüllt werden kann.
  • Frauen- und Mutterrolle haben sich also in den vergangenen 100 Jahren auseinander entwickelt; Frauen können im Vergleich zu früher über mehr als die Hälfte ihres Erwachsenenlebens frei verfügen, ohne durch Kinder eingeschränkt zu werden.

Im Verlauf der letzten 150 Jahre hat sich ferner der Familienzyklus geändert: Viele Paare leben zunächst unverheiratet zusammen und “legalisieren” ihr Verhältnis erst, wenn sie ein Kind zeugen wollen oder gezeugt haben (Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit 1985).

  1. Andere schieben nach der Heirat die Zeugung eines Kindes zunächst auf, was früher aufgrund fehlender Mittel der Empfängnisverhütung nicht möglich war.
  2. Die durch Schwangerschaften, Geburten und das Vorhandensein von Kleinkindern gekennzeichnete Phase des Familienzyklus ist sehr viel kürzer geworden.
  3. Die Phasen mit Schulkindern oder Jugendlichen sind aufgrund der langen Schul- und Ausbildungszeiten (im Vergleich zum Mittelalter) neu hinzugekommen bzw.

(im Vergleich zum 19. Jahrhundert) länger geworden. Viele junge Erwachsene sind noch bis zu ihrem 30. Lebensjahr (und länger) von ihren Eltern finanziell abhängig. Dies ist im Grunde aber kein neues Phänomen, da in der Vergangenheit Kinder auch bis in dieses Alter hinein warten mussten, bevor sie den elterlichen Hof oder Handwerksbetrieb übernehmen durften (Textor 1991a).

  1. Die Phase des Familienzyklus nach Ablösung der Kinder und die Phase der “alten” Familie haben hingegen erst in diesem Jahrhundert an Bedeutung gewonnen.
  2. Funktionswandel Im Verlauf der letzten 150 Jahre ist bei Familien ein deutlicher Funktionswandel zu beobachten.
  3. So haben sie einen großen Teil ihrer Produktionsfunktion verloren.

Selbst auf dem Land gibt es heute keine Familien mehr, die sich weitgehend selbst versorgen. In der Regel ist ihnen nur noch die Haushaltsproduktion geblieben (also Haushaltsführung, Kindererziehung und kleinere Reparaturen). Da diese nicht entlohnt wird, wird ihr nur ein geringer Wert von der Gesellschaft zugesprochen – obwohl eine Bewertung der ihr zugeordneten Tätigkeiten nach dem Bundesangestellten-Tarif (BAT) Mitte der 80er Jahre eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 1.089 Mrd.

  • DM ergäbe, was 68% des Bruttosozialprodukts ausmachen würde (Krüsselberg/ Auge/ Hilzenbecher 1986).
  • Hier wird deutlich, wie stark “weibliche” Tätigkeitsfelder wie Hausarbeit und Kinderbetreuung unterbewertet werden.
  • Selbst wenn Männer heute mehr im Haushalt mithelfen als früher, zeigt z.B.
  • Der Wohlfahrtssurvey 1988 (Statistisches Bundesamt 1989), dass verheiratete Frauen mit Kindern weiterhin rund 80% der täglichen Hausarbeit übernehmen.

Obwohl die Familie einen großen Teil ihrer Produktionsfunktion verloren hat, ist ihre Bedeutung als Teilsystem der Wirtschaft größer geworden (Zimmermann 1985). Während früher Familien mehr oder minder autark waren und sich kaum an Marktbeziehungen beteiligten, ist heute eine starke Marktverflechtung festzustellen: Familien konsumieren fortwährend und mit noch zunehmender Tendenz Güter und Dienstleistungen.

  1. Außerdem sind ihre erwachsenen Mitglieder bis zum Rentenalter in Wirtschaft und Verwaltung produktiv tätig.
  2. Damit ist eine weitere Entwicklung der letzten 150 Jahre angesprochen, nämlich die Trennung von Arbeitsplatz und Familienleben.
  3. Eine Folge ist, dass ein Ehepartner häufig keine genaue Vorstellung von der beruflichen Tätigkeit des anderen hat, dass Kinder sich berufliche Fertigkeiten nicht mehr durch Nachahmung ihrer Eltern aneignen können und dass sie häufig der Arbeitswelt fremd gegenüberstehen.

Eine weitere Folge ist, dass der Familienzusammenhalt nicht mehr durch äußere Notwendigkeiten gestützt wird: Familien sind zerbrechlicher geworden, weil die Ehepartner nicht mehr wirtschaftlich aufeinander angewiesen sind und auch getrennt voneinander durch Erwerbsarbeit “überleben” können.

Im Vergleich zu früher hat die kulturelle Funktion der Familie an Bedeutung verloren. Während in vergangenen Jahrhunderten Familienmitglieder an der Gestaltung von Volks- und Kirchenfesten beteiligt waren, Gebräuche und Sitten pflegten, Märchen und Sagen mündlich tradierten, Hausmusik und Gesang pflegten, beschränkt sich heute ihre Teilnahme am Kulturleben zumeist auf den Medienkonsum oder den Besuch von Konzerten, Theatervorstellungen usw.

(Textor 1991a). Ähnliches gilt für die religiöse Funktion der Familie: Es gibt mehr konfessionelle Mischehen; das gemeinsame Beten oder der Kirchgang sind seltener geworden; nur noch wenige Eltern vermitteln ihren Kindern die kirchlichen Lehren; das Familienleben ist nur noch in Einzelfällen christlich geprägt (Statistisches Bundesamt 1992b).

  1. Hingegen hat die Freizeitfunktion an Bedeutung gewonnen.
  2. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte ist die Wochenarbeitszeit kontinuierlich zurückgegangen, sind die Urlaubsansprüche gestiegen (ebenda).
  3. So steht mehr Zeit für Aktivitäten im Familienverband zur Verfügung.
  4. Es gibt immer mehr kommerzielle Freizeitangebote, die von Familien genutzt werden können.

Auch wird vermehrt in der Freizeit nach Selbstverwirklichung und Lebenssinn gesucht. Aufgrund der hohen Belastung durch den Beruf und des aus dem Leben in einer hochtechnisierten Gesellschaft resultierenden Stresses hat ferner die Funktion der gefühlsmäßigen Stabilisierung an Bedeutung gewonnen: Die Familienmitglieder erwarten daheim Verständnis, Wärme, Zuneigung, Solidarität und emotionale Unterstützung (Ebel/ Eickelpasch/ Kühne 1983).

  1. Während die Zeugung von Kindern als zentrale Funktion der Ehe in den Hintergrund getreten ist (wie auch der Bevölkerungsrückgang zeigt), ist die Sozialisationsfunktion wichtiger geworden.
  2. Zum einen sind die Erwartungen der Gesellschaft an die Familienerziehung gestiegen, insbesondere was die Vorbereitung auf die Schule, die Förderung schulischer Leistungen und die Befähigung zum Leben in einer hoch komplexen Gesellschaft betrifft.

Zum anderen stellen Eltern an sich selbst als Erzieher höhere Ansprüche und denken mehr über Erziehung nach (Dietrich 1985). Daraus resultiert eine Entwicklung in Richtung auf aktivere Elternschaft und intensivere Förderung der Kinder. Es wird mehr Wert auf die Schulbildung, die berufliche Ausbildung oder ein Universitätsstudium gelegt.

  1. Allerdings hat die Familie im Verlauf der letzten Jahrhunderte auch viele Bildungsaufgaben an spezialisierte Teilsysteme der Gesellschaft abgetreten.2.
  2. Familie heute Viele Charakteristika heutiger Familien wurden in dem vorausgegangenen historischen Abriss bereits angesprochen.
  3. So wird die Erfahrungswelt von Kleinkindern durch die Individualisierung und Pluralisierung familialer Lebensformen geprägt: Nebeneinander bestehen Drei-Generationen-, Mehrkinder-, Einkind-, Teil-, Stief-, Adoptiv- und Pflegefamilien, nichteheliche Lebens- und Wohngemeinschaften.

Auch lassen sich Familien bezüglich ihrer sozioökonomischen Lebenslage, anhand des sie umgebenden Soziotops (z.B. Streusiedlung, Dorf, Trabantenstadt, Innenstadtbezirk) und hinsichtlich ihrer soziokulturellen Zugehörigkeit (z.B. türkische Familien oder Aussiedlerfamilien) unterscheiden (Textor 1991a).

Kleinkinder können in Familien mit einer traditionellen, partnerschaftlichen oder kindzentrierten Struktur, mit einer geschlechtsspezifischen oder geschlechtsneutralen Arbeitsteilung, mit einer berufstätigen oder nicht erwerbstätigen Mutter, mit intensiven oder schwachen Netzwerkkontakten aufwachsen.

Während früher manche dieser Familienformen hinsichtlich ihrer Entwicklungsbedingungen für (Klein-) Kinder negativ bewertet wurden, geht man heute davon aus, dass sie alle besondere Stärken und Schwächen haben. Alle familialen und familienähnlichen Lebensformen werden als eigenständige Varianten mit spezifischen Strukturen und Bewältigungsmechanismen betrachtet.

Sie sind an sich hinsichtlich ihrer Erziehungsleistung weder positiv noch negativ zu beurteilen: Entscheidend sind vielmehr das Verhalten, die Persönlichkeit und der Erziehungsstil der Eltern, die Gesamtheit der Familienstrukturen und -prozesse. Somit bedingt nicht die Familienform an sich die Qualität der kindlichen Entwicklungsbedingungen, sondern deren Ausgestaltung.

Die Erfahrungswelt von Kleinkindern kann auch durch die Labilität ihrer Familienverhältnisse geprägt sein. Viele erleben die Konflikte ihrer Eltern mit, die sich früher eher hinter geschlossenen Türen abspielten. Andere sind von der Trennung ihrer Eltern betroffen, die in den ersten Ehejahren bzw.

beim Vorhandensein von Kleinkindern besonders häufig auftritt. Sie leben in einem Zyklus von Erstfamilie, Scheidungsfamilie, Teilfamilie und Zweitfamilie, leiden in den Übergangsphasen unter Gefühlen wie Angst, Schmerz, Trauer, Wut, Verwirrung oder Wertlosigkeit. Oft machen sie sich selbst für die Trennung ihrer Eltern verantwortlich (Textor 1991b).

Einzelkindheit – Geschwisterkindheit Heute wächst rund ein Drittel der Kleinkinder als Einzelkinder auf. Diese sind oft auf ihre Eltern fixiert, benötigen sie als Spielkameraden oder Gesprächspartner und verlangen von ihnen ein hohes Maß an Zeit und Energie.

Umgekehrt tendieren Eltern dazu, sich auf das Kind zu konzentrieren, es stark an sich zu binden, es zu überbehüten und zu verwöhnen. Entgegen der in der Öffentlichkeit noch weit verbreiteten Meinung, dass Einzelkinder gegenüber Kindern mit Geschwistern benachteiligt seien, kann nach Forschungsergebnissen davon ausgegangen werden, dass sie sich von diesen hinsichtlich ihres Selbstvertrauens, ihrer sozialen Reife, ihrer Führungsfähigkeit und Energie nicht unterscheiden.

Vielmehr sind sie ihnen im kognitiven Bereich überlegen und erreichen sogar einen höheren Bildungsabschluss – dadurch mitbedingt, dass sie mehr Aufmerksamkeit und Förderung seitens ihrer Eltern erhielten (Kasten 1986). Ein großer Teil aller Kinder erlebt im Kleinkindalter die Geburt eines Geschwisterteils.

  • Inzwischen versuchen die meisten Eltern, das ältere Kind auf die Ankunft des jüngeren vorzubereiten und nach dessen Geburt eine positive Beziehung zwischen beiden zu fördern.
  • Dennoch reagiert rund die Hälfte aller Erstgeborenen auf den Geschwisterteil mit regressivem Verhalten, Anklammern, Trotz oder Rückzug – vor allem ab dem Zeitpunkt, wenn sich das Geschwisterkind selbständig fortbewegen kann, die Nähe des älteren Kindes sucht und es dann beim Spiel oder anderen Verrichtungen stört (Wilk/ Beham 1990).

Das Nachgeborene wird somit als Eindringling erfahren. Eifersucht, Rivalität und Feindseligkeit entstehen aber auch dadurch, dass Geschwister sich die Zuneigung, Zeit und Energie ihrer Eltern teilen müssen. Die Reaktion eines älteren Kleinkindes auf das Nachgeborene wird von dessen Alter und der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung mitbestimmt.

In der Regel entwickelt sich das Verhältnis zwischen den Geschwistern von einem bloßen Nebeneinander über eine Phase geschwisterlicher Feindseligkeit hin zu einem eher gleichrangigen Verhältnis (Cicirelli 1985). Zugleich entsteht das Geschwistersubsystem der Familie mit eigenen Beziehungsdefinitionen, Interaktionsmustern und Regeln.

Bei einem geringen Altersunterschied bilden die Geschwister ein zwillingsähnliches Paar, bei einem größeren ist die Rolle des “älteren Bruders” bzw. der “älteren Schwester” stärker ausgeprägt (Duché 1987). Geschwister teilen denselben familialen Lebensraum, beeinflussen einander in der Persönlichkeitsentwicklung und Sozialisation, erfahren Solidarität und Konkurrenz, Gemeinsamkeit und Teilhabe.

  • Bedeutung des Kindes Im Verlauf der letzten 150 Jahre sind die Kinder immer mehr in das Zentrum der Familie gerückt.
  • Zum einen kommt ihnen heute größter Stellenwert als Sinnstifter, Liebesobjekt, Quelle des Glücks und Gesprächspartner zu.
  • Viele Ehen werden erst geschlossen, wenn sich die Partner für die Zeugung eines Kindes entschieden haben.

Sie erwarten von ihrem “Wunschkind”, dass es ihrem Leben Sinn gibt, ihre emotionalen und psychischen Bedürfnisse befriedigt, ihnen neue Möglichkeiten zur Selbstentfaltung und eigenen Weiterentwicklung eröffnet (Seehausen 1989). Zum anderen sprechen Erwachsene Kindern einen hohen “Wert” zu, schreiben sie ihrer Erziehung eine große Bedeutung zu.

  1. So orientieren sich Eltern an ihren Bedürfnissen und Wünschen, wollen sie bestmöglich fördern, möchten ihnen möglichst alle Entwicklungsmöglichkeiten offen halten (Dietrich 1985).
  2. Die große Wertschätzung der Kinder – aber auch der Wunsch, dass es ihnen besser als den Eltern während ihrer Kindheit gehen soll – führt zum einen oft zu Verwöhnung, Überbehütung und Erschwerung der Ablösung, zum anderen zur Pädagogisierung der Kindheit, zu hohen Leistungserwartungen und festen Förderprogrammen.

Kinder wachsen in perfekt eingerichteten Kinderzimmern auf, umgeben von einer Unmenge von Spielsachen und Kuscheltieren. Sie werden kostspielig gekleidet, zu weiten Auslandsreisen mitgenommen und in teure Restaurants ausgeführt. Wenn möglich, werden ihre Wünsche erfüllt (Friesen 1991).

  • Zugleich werden ihrer Erziehung und Förderung viel Zeit, Energie und Geld gewidmet.
  • Manchmal wird schon für Kleinkinder ein Terminkalender angelegt, damit einzelne entwicklungsfördernde Aktivitäten – Mutter-Kind-Gruppe bzw.
  • Indergarten, Schwimmkurs, Balletschule, Musikkurs usw.
  • Nicht vergessen werden.

Damit wird die Kindheit verplant (Struck 1992). Kindliche Aktivität zeigt sich überwiegend im Konsum von Spielangeboten und kindorientierten Programmen, aber immer seltener in Eigentätigkeit, in der Ausübung übertragener Aufgaben und Pflichten, im unbeobachteten Spiel oder in der Erkundung der Natur.

Die große Beanspruchung durch die Kinder kann aber auch von Zeit zu Zeit mit dem Wunsch vieler Eltern nach Selbstentfaltung, Entspannung und aktiver Freizeitgestaltung kollidieren. Vor allem Kleinkinder zwingen Eltern ihren Lebensrhythmus auf und verhindern eine sofortige Bedürfnisbefriedigung seitens ihrer Eltern.

Deshalb werden sie oft als psychisch belastend erlebt. So kommt es manchmal zur Vernachlässigung; oder die Kinder erleben einen fortwährenden Wechsel zwischen hoher Aufmerksamkeit und Spielbereitschaft auf der einen oder plötzlicher Zurückweisung und Ignorieren auf der anderen Seite – je nachdem, ob die Eltern sie gerade zur Befriedigung emotionaler Bedürfnisse benötigen oder sich durch sie in ihrer Selbstentfaltung eingeschränkt fühlen (Seehausen 1989).

Die Eltern-Kind-Beziehung In unserer Gesellschaft, gekennzeichnet durch Wertepluralismus und Individualisierung, sind Rollen und Beziehungen kaum noch normiert. Das bedeutet bezüglich der Eltern-Kind-Beziehung, dass sie auf vielfältige Weise definiert werden kann und dass sie von jedem Elternteil auf eine von ihm bestimmte Weise ausgestaltet werden muss,

Wie dies geschieht, hängt erstens von den Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen und Verhaltensweisen des Erwachsenen und seines Kindes ab. Zweitens spielen die wechselseitige Wahrnehmung und die Interpretation des Verhaltens des jeweils anderen eine große Rolle.

Drittens ist der soziale Kontext von Bedeutung – die Definition der Beziehung des anderen Elternteils zum Kind, die Familienstrukturen und -prozesse, das Netzwerk usw. Die Ausgestaltung der Eltern-Kind-Beziehung wird beispielsweise dadurch mitgeprägt, ob der Elternteil erwerbstätig ist bzw. inwieweit er berufliche und familiale Pflichten miteinander vereinbaren kann, ob er in einer harmonischen oder konflikthaften Ehe beziehungsweise Partnerschaft lebt oder inwieweit er von Verwandten in der Ausübung seiner Elternrolle bestätigt wird.

Hinsichtlich der Vater-Kind-Beziehung ist festzuhalten, dass Väter laut einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen ein der Mutter-Kind-Beziehung gleichwertiges Verhältnis zu ihren Kindern aufbauen und genauso gut deren Bedürfnisse befriedigen können (Fthenakis 1985).

Auch erleben sich jüngere Väter als zärtlicher, gefühlsbetonter und weicher als ihre eigenen Väter, engagieren sich mehr in der Erziehung ihrer Kinder und möchten zu ihnen eine liebevolle, freundschaftliche Beziehung aufbauen (Wilk/ Beham 1990). Die sogenannten “neuen Väter” und insbesondere Männer, die einen großen Teil der Hausarbeit, die Körperpflege des Kleinkindes oder das Wechseln der Windeln übernehmen, sind aber noch sehr selten.

Zumeist beschränkt sich das Engagement der Väter auf Spielen, Spazierengehen mit dem Kind und ähnliche Tätigkeiten (Erler et al.1988). Manche Mütter wollen ihren Partnern auch nicht allzu viele Erziehungsrechte zugestehen (ebenda). So sind auch heute noch die Exklusivität und Vorrangigkeit der Mutter-Kind-Beziehung festzustellen.

Der Säugling lebt zunächst in Symbiose mit seiner Mutter und verlangt von ihr ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, liebevoller Zuwendung, pflegerischer Tätigkeit und Stimulation. Mit zunehmendem Alter des Kindes lockert sich diese Beziehung, wird das Kind selbständiger und unabhängiger (Sigelman/ Shaffer 1991).

Aber bis in das Grundschulalter hinein – und oft noch später – bleibt die Mutter die wichtigste Bezugsperson und der bevorzugte Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen (Tietze/ Roßbach 1991). Kinder unter drei Jahren werden großteils ganztägig von ihren Müttern betreut.

  • Aber auch Kinder im Kindergartenalter verbringen noch den größeren Teil des Tages in der Familie, sofern sie nicht eine erwerbstätige Mutter haben und für sie nicht eine Tagesmutter oder ein Ganztagsplatz in einer Kindertagesstätte gefunden wurde.
  • Das bedeutet aber nicht, dass sie die ganze Zeit mit der Mutter verbringen.

So ergab eine repräsentative Studie, dass Mütter im Durchschnitt 189 Minuten pro Tag auf ein Einzelkind unter drei Jahren und 129 Minuten auf ein drei- bis sechsjähriges Kind verwenden (Krüsselberg/ Auge/ Hilzenbecher 1986). Väter bringen übrigens in der Regel nur rund 20 Minuten pro Tag für ihre Kinder auf.

  • Nach einer anderen Untersuchung treten sie bei jedem vierten Kleinkind als Hauptbetreuungsperson überhaupt nicht in Erscheinung (Tietze/ Roßbach 1991).
  • Erwerbstätige Mütter können sich vielfach nicht so intensiv um Kleinkinder kümmern wie Hausfrauen.
  • Sie sind oft überlastet, haben Probleme mit der Kinderbetreuung und erleben Trennungsschmerz und Schuldgefühle, wenn sie ihre Kinder bei der Tagesmutter, in der Kinderkrippe oder der Ganztagsgruppe des Kindergartens abgeben.

Sie sind ungeduldig und leicht gereizt, leiden unter Zeitnot und fortwährender Hetze (Seehausen 1989). Nichterwerbstätige Mütter, insbesondere wenn sie vor Geburt des ersten Kindes einen Beruf ausgeübt haben, fühlen sich oft isoliert, unausgefüllt, minderwertig und benachteiligt.

Ihre Unzufriedenheit und negative Gestimmtheit belasten oft die Mutter-Kind-Beziehung. Manche Frauen versuchen aber auch, ein positives Selbstbild zu entwickeln, indem sie eine “perfekte” Hausfrau und Mutter sein wollen. In diesen Fällen kommt es leicht zur Überbehütung und Verwöhnung der Kinder, aber auch zur Überforderung (ebenda).3.

You might be interested:  Wann Sind Feigen Reif

Familienerziehung Für viele Eltern ist die Kindererziehung zu einer schwierigen Aufgabe geworden. Beispielsweise ergab eine nicht repräsentative Befragung von 155 Elternpaaren mit mindestens einem Kind im Kindergartenalter, dass 52% der Mütter und 40% der Väter öfters Probleme im Umgang mit ihren Kindern erlebten (Stein 1983).

Eine Ursache liegt sicherlich darin, dass junge Erwachsene heute nur wenig Erfahrungen mit Säuglingen und Kleinkindern in ihrer Herkunftsfamilie und ihrem Netzwerk gesammelt haben. So wissen sie oft nicht, wie sie sich ihrem Neugeborenen oder Kleinkind gegenüber verhalten sollen, fühlen sich überfordert und hilflos.

Hinzu kommt, dass sie häufig in ihrem Bekanntenkreis keine Ehepaare mit etwas älteren Kindern haben, an deren Verhalten sie sich orientieren können (Kaufmann 1990). Eine andere Ursache für die Unsicherheit vieler junger Eltern liegt in den hohen gesellschaftlichen Anforderungen an die Familienerziehung (Struck 1992).

  1. Es wird von Eltern erwartet, dass sie die Entwicklung ihres Kindes optimal fördern, seine Anlagen entfalten und seine Mängel ausgleichen.
  2. Die meisten Eltern haben diese hohen Erwartungen internalisiert und wollen nur das Beste für ihr Kind.
  3. Jedoch wissen sie nicht, wie sie ihre Ziele erreichen sollen.

Sie werden durch Zeitschriften, Zeitungen und Erziehungsratgeber, in Rundfunk und Fernsehen sowie in Familienbildungskursen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Erziehungstheorien und -rezepte konfrontiert, erhalten in ihrem Netzwerk verschiedene Ratschläge.

Vielfach sind sie sich aufgrund des für unsere Gesellschaft typischen Wertepluralismus noch nicht einmal ihrer Erziehungsziele sicher. Hinzu kommt, dass sie sich oft nicht an der eigenen Erziehung orientieren wollen. So hat heute gut die Hälfte aller Erwachsenen mit der Erziehungstradition ihrer Eltern gebrochen (Jugendwerk der Deutschen Shell 1985).

Erschwerend kommt hinzu, dass Eltern heute mehr Problembewusstsein haben und somit den eigenen Erziehungsbemühungen kritischer gegenüberstehen als früher. Sie haben das ungebrochene Vertrauen in ihre Rolle verloren, zweifeln an ihrer Kompetenz, fühlen sich durch Experten wie Erzieherinnen, Lehrer und Psychologen dequalifiziert (Duché 1987).

  1. Zudem stellen sie immer wieder fest, dass sie ihre Kinder für zwei Welten erziehen müssen: In der Familienwelt stehen Vertrauen, Offenheit, Rücksichtnahme, Solidarität u.Ä.
  2. Im Mittelpunkt, in der Außenwelt sind es Wettbewerbsdenken, Leistungsdruck, Konsumdenken usw.
  3. Mayntz 1955).
  4. Da eine positiv erziehende Umwelt immer häufiger fehlt, sind die Eltern auf sich selbst zurückgeworfen.

Erziehungsverhalten Im Verlauf der letzten Jahrzehnte haben sich die Erziehungsziele von Eltern verändert. Anstatt von Gehorsam, Fleiß, Höflichkeit, Ordnungsliebe usw. werden heute eher Selbständigkeit, Mündigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Toleranz, Reife und Selbstaktualisierung betont.

Die letztgenannten Ziele werden vor allem von Erwachsenen mit einer höheren Bildung vertreten (Wilk/ Beham 1990). Auch wird das Kind zunehmend als ein eigenständiges Individuum anerkannt, dessen Eigenleben, Einzigartigkeit und Autonomie toleriert und akzeptiert werden müssen. Nicht der Erzieher soll aktiv sein, sondern das Kind.

So wird schon Kleinkindern so viel Freiheit zugestanden, dass sie oft überfordert sind (Braun 1992). Dementsprechend ist der Erziehungsstil von Eltern partnerschaftlicher geworden, manchmal sogar antiautoritär (Jugendwerk der Deutschen Shell 1985). In vielen Familien herrscht ein kameradschaftlicher Umgangston vor.

Eltern sind zunehmend bereit, mit Kindern über alles zu sprechen und ihr erzieherisches Verhalten zu begründen. Auch ist die Familienerziehung weniger geschlechtsspezifisch geworden; ein geschlechtsuntypisches Verhalten von Kleinkindern wird seitens der Eltern zunehmend toleriert (Hagemann-White 1984).

Manchmal ist bei Eltern auch ein pädagogischer Machbarkeitswahn festzustellen: Sie wollen ein perfektes Kind. Dieses steht fortwährend unter Druck; seine Grenzen werden nicht gesehen. Zum Erreichen ihrer Erziehungsziele setzen die Eltern oft für Problemkinder entwickelte psychologische Techniken ein.

Sie möchten, dass das Kind tut, was die Eltern wollen, und dabei glaubt, es wolle das selbst (Verhaltenstherapie). Oder sie suchen fortwährend nach Motiven hinter dem Verhalten des Kindes und sind bestrebt, diese zu beeinflussen (Psychoanalyse). Manche Eltern versuchen auch, das Verhalten ihrer Kinder durch Liebeszufuhr und Liebesentzug zu beeinflussen, da sie Körperstrafen ablehnen.

Dabei macht das Kleinkind jedoch die Erfahrung, dass es nicht um seiner selbst geliebt wird, sondern nur um seiner Taten. Ähnliches gilt für den Fall, dass positives Verhalten mit Süßigkeiten oder Geschenken belohnt wird (Struck 1992). Die Rolle der Großeltern Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung erleben immer mehr Kleinkinder ihre Großeltern und oft auch ihre Urgroßeltern.

Sie entdecken durch sie die Kontinuität der Familie, finden bei ihnen Sicherheit und emotionale Unterstützung. Letzteres ist vor allem dann von Bedeutung, wenn die Herkunftsfamilie der Kinder zerbricht bzw. wenn sie in einer Teilfamilie leben. Wohnen die Großeltern in der Nachbarschaft, werden sie aufgrund des kontinuierlichen Kontaktes zu den Kindern oft erzieherisch tätig.

Dies gilt umso mehr, wenn sie die Betreuung eines Kleinkindes übernehmen, weil die Mutter erwerbstätig ist (Tietze/ Roßbach 1991). Allerdings sind heute aufgrund der gestiegenen Frauenerwerbstätigkeit viele Großmütter noch selbst berufstätig und fallen somit als Betreuungspersonen aus (Bundesregierung 1986).

Die Großelternrolle ist in unserer Gesellschaft nicht eindeutig definiert oder mit bestimmten konkreten Verhaltenserwartungen verbunden. So muss sie von den Großeltern ausgestaltet werden, wobei sie den von ihren erwachsenen Kindern gesetzten Spielraum berücksichtigen müssen (ebenda). Beispielsweise lehnen manche Eltern die Erziehungsziele und -praktiken der Großeltern ab und wollen dementsprechend keinen engen Kontakt zwischen ihren Kindern und den Großeltern.

Somit lassen sich distanzierte, kameradschaftliche und enge Beziehungsmuster unterscheiden, wobei kameradschaftliche überwiegen (Wilk/ Beham 1990). Das Verhältnis zwischen Großeltern und Kleinkindern wird vor allem dann als befriedigend erlebt, wenn es durch gegenseitiges Verständnis, emotionale Wärme und ein dem Alter des Kindes entsprechendes Verhalten der Großeltern gekennzeichnet ist.4.

  • Bedeutung der Familie für die kindliche Entwicklung Die menschliche Entwicklung vollzieht sich in einem lebenslangen Prozess.
  • Sie wird durch “innere” und “äußere” Faktoren beeinflusst.
  • Zu den inneren Faktoren gehören z.B.
  • Erbanlagen, Temperament und physiologische Prozesse, aber auch die Ergebnisse der bisherigen Entwicklung wie Persönlichkeitscharakteristika, Einstellungen, Motivationen, Selbstbild, Wahrnehmungs- und Verhaltenstendenzen.

Die äußeren Faktoren kommen aus der Lebenswelt der jeweiligen Person, umfassen Einflüsse der natürlichen Umwelt, der Familie, der Kindertagesstätte, des soziokulturellen Kontextes usw. (Textor 1992). Hier wird deutlich, dass die Familie nur ein Faktor ist, der die kindliche Entwicklung beeinflusst – während der frühen Kindheit ist es aber einer der wichtigsten Faktoren.

Auch darf die Wirkung der Familienstrukturen und -prozesse auf das Kind nicht als Prägung verstanden werden: Wirksam werden von außen kommende Einflüsse zumeist erst dann, wenn sie wahrgenommen und bewusst oder unbewusst verarbeitet werden. Dabei werden die Stimuli zugleich interpretiert. So können Kinder auf dieselben Reize ganz unterschiedlich reagieren – oder auf verschiedene Stimuli gleich.

Aber auch Selbstbild und Selbstwertgefühle eines Kindes hängen stark davon ab, wie es die Äußerungen anderer Menschen interpretiert. Somit ist Entwicklung vom Beginn des bewussten menschlichen Lebens an auch aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt. Schon Kleinkinder sind handelnde Personen, die an sich selbst arbeiten und ihre Umgebung beeinflussen.

Sie rufen Reaktionen anderer Familienmitglieder hervor, interpretieren diese und lernen aus den gemachten Erfahrungen. Auch ahmen sie andere Menschen nach, besitzen eine große Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit. So sind Kinder nicht nur Rezipienten von Sozialisationsbemühungen der Eltern und anderer Personen, sondern gestalten ihre Entwicklung aktiv mit (Wilk/ Beham 1990).

Diese wird dadurch zu einem dynamischen und sehr komplexen Prozess. Beispiel: Kognitive Entwicklung Am Beispiel der kognitiven Entwicklung von Kleinkindern soll kurz verdeutlicht werden, welche Charakteristika von Familien sich wie auswirken. Ein Überblick über sieben Längsschnittstudien (Gottfried 1984), bei denen Kinder während der ersten fünf Lebensjahre untersucht wurden, zeigt, dass der familiale Lebenskontext eindeutig die kognitive Entwicklung beeinflusst.

  1. Dabei waren die Korrelationen umso eindeutiger und stärker, je älter die Kinder zum Zeitpunkt der Untersuchungsphase waren.
  2. Sie blieben auch bestehen, wenn z.B.
  3. Die Schichtzugehörigkeit der Eltern, die Schulbildung der Mutter oder ihr Intelligenzquotient berücksichtigt wurden.
  4. Generell verläuft die kognitive Entwicklung von Kleinkindern besser, wenn sie Erstgeborene oder Einzelkinder sind und wenn sie nur wenige Geschwister haben.

Auch wirkt sich positiv aus, wenn sie ein eigenes Zimmer in der Wohnung haben und qualitativ gutes, altersgemäßes Spielmaterial besitzen. Ferner sollten Wohnung und Wohnumgebung zur visuellen und physischen Erforschung anreizen und diese auch zulassen.

  • Jedoch wirkt sich eine Überstimulierung (z.B.
  • Durch einen fortwährend laufenden Fernseher) negativ aus.
  • Eine besondere Bedeutung kommt dem Verhalten der Eltern zu: Sie beeinflussen die kognitive Entwicklung der Kinder positiv, wenn sie leistungsorientiert sind, mit ihren Kindern intellektuell ansprechende Aktivitäten durchführen, ihnen stimulierende Erfahrungen (z.B.

durch Ausflüge) bieten und am Spiel der Kinder teilnehmen. Eine ganz wichtige Rolle spielt ihr verbales Verhalten – ob sie zu oder mit ihren Kindern sprechen, inwieweit sie deren Fragen beantworten und neue Erfahrungen interpretieren, ob sie ihre Kinder bei neuen Entwicklungsaufgaben ermutigen oder eher zurückhalten.

  1. Schließlich lassen sich Auswirkungen des sozioökonomischen Status der Familie, ihrer Atmosphäre, ihres emotionalen Klimas und des Grades des Zusammenhalts zwischen den Familienmitgliedern auf die kognitive Entwicklung von Kleinkindern feststellen.
  2. Den Forschungsergebnissen kann aber auch entnommen werden, dass Faktoren auf seiten der Kinder von Bedeutung sind (MacPhee/ Ramey/ Yeates 1984).

So zeigt sich, dass die Bereitschaft von Kleinkindern, auf Stimulation zu reagieren, mit ihrem Temperament, ihrem Geschlecht und anderen Charakteristika variiert. Auch streben Kinder nach verschiedenen Formen der Stimulierung, versuchen sie unterschiedlich stark, ihre soziale Umwelt zu beeinflussen und zu verändern.

Schließlich rufen unterschiedliche Charakteristika der Kinder verschiedene Reaktionen anderer Menschen hervor. Positive und negative Entwicklungsbedingungen Schon den letzten Absätzen konnten positive und negative familiale Entwicklungsbedingungen für Kleinkinder entnommen werden. Eine zentrale Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den Eltern zu (Textor 1992).

Die (Ehe-) Partner sind die “Architekten der Familie” (Virginia Satir). Sie haben die Familienhierarchie, die Rollendefinitionen, die Beziehungsmuster und Regeln festgelegt, die ein Kind nach seiner Geburt vorfindet, und sind deshalb für deren Qualität verantwortlich.

  1. Von großer Wichtigkeit sind hier ihre Persönlichkeit und ihre Paarbeziehung.
  2. Beispielsweise wirkt sich auf die Entwicklung ihrer Kinder positiv aus, wenn sie psychisch gesund, reif und verantwortungsbewusst sind und in einer befriedigenden Paarbeziehung leben.
  3. Dann sind sie häufiger gute Vorbilder, lassen ihren Kindern Freiräume für die Selbstentfaltung und sind durch eigene Probleme oder Konflikte nicht so belastet, dass ihre Erziehungsfähigkeit darunter leidet (Kaslow 1981).

Vor allem aber bestimmt die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung und der Familienerziehung, ob ein Kind positive oder negative Entwicklungsbedingungen in seiner Familie vorfindet. So wirkt sich beispielsweise negativ aus, wenn Eltern zu wenig Wärme, Zuneigung und Empathie zeigen, unsensibel sind, ihre Kinder nur selten loben und ihnen wenig zutrauen.

Oft ignorieren Eltern ein gefälliges, normales Verhalten ihres Kindes oder halten es für selbstverständlich. So entwickeln ihre Kinder vielfach auffällige Verhaltensweisen, um die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zu ziehen. Manche Eltern kommen ihren Erziehungsaufgaben nicht nach und vernachlässigen ihre Kinder, andere verwöhnen und überbehüten sie.

Häufig behandeln sie ihre Kinder nicht altersgemäß, überfordern sie oder reagieren unangemessen auf ihr Verhalten. Problematisch ist auch, wenn Kinder abgelehnt oder in Symbiosen gebunden werden, wenn auf sie bestimmte Persönlichkeitsaspekte oder Triebimpulse projiziert werden, wenn ihnen Rollen wie die des Sündenbocks, Symptomträgers oder Ersatzpartners zugeschrieben werden (Textor 1985).

  • Ferner können pathogene Familienstrukturen und -prozesse wie Kommunikationsstörungen, starre oder unklare Regeln, Abkapselung oder zu offene Grenzen des Familiensystems usw.
  • Zu negativen Entwicklungsbedingungen führen (ebenda).
  • Indesmisshandlung und sexueller Missbrauch können auch Kleinkinder treffen.

Ferner wirken chronische Disharmonie in der Familie, Verlust eines Elternteils durch Tod oder Scheidung, längerer Krankenhausaufenthalt eines Kleinkindes, Einkommenseinbußen der Eltern (z.B. wegen Arbeitslosigkeit) und ähnliche Faktoren negativ (Ulich 1988).

Jedoch führen pathogene Einflüsse nicht automatisch zu Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen. Kinder sind in unterschiedlichem Maße “verletzlich”: Geschlecht, Alter, Erbanlagen, Persönlichkeitscharakteristika, Temperament, Gesundheitszustand, Fähigkeiten, Flexibilität und soziale Kontakte außerhalb der Familie spielen hier eine Rolle (ebenda).

Zudem können spätere positive Einflüsse oder die Selbsterziehung ausgleichend wirken, so dass die betroffenen Kinder zu psychisch gesunden und mit ihrem Leben zufriedenen Erwachsenen heranwachsen. Selbst wenn die Bedeutung der Familie für die kindliche Entwicklung sehr groß ist, so wird das weitere Leben einer Person nicht durch ihre frühkindlichen Erfahrungen determiniert: Die menschliche Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess.

  • Literatur Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 1990 für Bayern.
  • München o.J.
  • Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit (Hrsg.): Nichteheliche Lebensgemeinschaften in der Bundesrepublik Deutschland.
  • Stuttgart 1985.
  • Bundesregierung (Hrsg.): Die Situation der älteren Menschen in der Familie.

Vierter Familienbericht. Bonn 1986. Cicirelli, V.G.: Sibling relationships throughout the life cyle. In: L’Abate, L. (Hrsg.): The handbook of family psychology and therapy (Bd.1). Chicago: Dorsey 1985, S.177-214. Duché, D.-J.: Das Kind in der Familie. Stuttgart 1987.

  1. Dietrich, G.: Erziehungsvorstellungen von Eltern.
  2. Ein Beitrag zur Aufklärung der subjektiven Theorie der Erziehung.
  3. Göttingen 1985.
  4. Ebel, H./ Eickelpasch, R./ Kühne, E.: Familie in der Gesellschaft.
  5. Gestalt – Standort – Funktion.
  6. Bonn 1983.
  7. EMNID-Institut: Altersnormen für Kinder und Jugendliche.
  8. EMNID-Informationen 38 (1986), S.23-24.

Erler, G./ Jaeckel, M./ Pettinger, R./ Sass, J.: Brigitte Untersuchung 88. Kind? Beruf? Oder beides? Hamburg 1988. Friesen, A. von: Geld spielt keine Rolle. Erziehung im Konsumrausch. Hamburg 1991. Fthenakis, W.E.: Väter.2 Bände. München 1985. Gottfried, A.W.: Home environment and early cognitive development: Integration, meta-analyses, and conclusions.

In: Gottfried, A.W. (Hrsg.): Home environment and early cognitive development. Longitudinal research. Orlando: Academic Press 1984, S.329-342. Hagemann-White, C.: Sozialisation: Weiblich – männlich? Opladen 1984. Hubbard, W.H.: Familiengeschichte. Materialien zur deutschen Familie seit dem Ende des 18. Jahrhunderts.

München 1983. Jugendwerk der Deutschen Shell: Jugendliche und Erwachsene ’85. Generationen im Vergleich. Band 3: Jugend der fünfziger Jahre – heute. Opladen 1985. Kaslow, F.W.: Profile of the healthy family. In: Interaction 4 (1981), S.1-15. Kasten, H.: Geburtsrangplatz und Geschwisterposition.

In: Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie (6) 1986, S.321-328. Kaufmann, F.-X.: Zukunft der Familie. Stabilität, Stabilitätsrisiken und Wandel der familialen Lebensformen sowie ihre gesellschaftlichen und politischen Bedingungen. München 1990. Krüsselberg, H.-G./ Auge, M./ Hilzenbecher, M.: Verhaltenshypothesen und Familienzeitbudgets – Die Ansatzpunkte der “Neuen Haushaltsökonomik” für Familienpolitik.

Stuttgart 1986. MacPhee, D./ Ramey, C.T./ Yeates, K.O.: Home environment and early cognitive development: Implications for intervention. In: Gottfried, A.W. (Hrsg.): Home environment and early cognitive development. Longitudinal research. Orlando: Academic Press 1984, S.343-369.

  • Marbach, J./ Mayr-Kleffel, V./ Stich, J./ Wahl, K.: Familien in den 80er Jahren.
  • Erste Ergebnisse der Repräsentativbefragung des Deutschen Jugendinstituts, München.
  • In: Familienpolitische Informationen 26 (1987), S.28-30.
  • Mayntz, R.: Die moderne Familie.
  • Geschlechtsleben und Gesellschaft.
  • Stuttgart 1955.

Markefka, M./ Nave-Herz, R. (Hrsg.): Handbuch der Familien- und Jugendforschung. Band 1. Familienforschung. Neuwied 1989. Mitterauer, M./ Sieder, R.: Vom Patriarchat zur Partnerschaft. Zum Strukturwandel der Familie. München 1977. Ohe, W. von der: Bayern im 19.

Jahrhundert – ein Entwicklungsland? Möglichkeiten und Grenzen des Beitrages der vergleichenden Sozialforschung. In: Grimm, C. (Hrsg.): Linien der Entwicklungsgeschichte. Aufbruch ins Industriezeitalter, Band 1. München 1985, S.169-202. Paetzold, B./ Fried, L. (Hrsg.): Einführung in die Familienpädagogik. Weinheim 1989.

Rosenbaum, H.: Formen der Familie. Untersuchungen zum Zusammenhang von Familienverhältnissen, Sozialstruktur und sozialem Wandel in der deutschen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Frankfurt 1982. Satir, V.: Conjoint family therapy: A guide to theory and technique.

  1. Palo Alto: Sciences and Behavior Books 1967.
  2. Schneewind, K.A.: Familienpsychologie.
  3. Stuttgart 1991.
  4. Seehausen, H.: Familien zwischen modernisierter Berufswelt und Kindergarten.
  5. Psycho-soziale Probleme des technisch-sozialen Wandels und Perspektiven frühkindlicher Erziehung.
  6. Freiburg 1989.
  7. Sigelman, C.K./ Shaffer, D.R.: Life-span human development.

Pacific Grove: Brooks/ Cole 1991. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Datenreport 1989. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1989. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 1992 für die Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden 1992.

  • A) Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Datenreport 1992.
  • Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland.
  • Bonn 1992.
  • B) Stein, A.: Selbstbild und Erziehungsverständnis junger Ehepaare.
  • Onstanz 1983.
  • Struck, P.: Schul- und Erziehungsnot in Deutschland.
  • Neuwied 1992.
  • Textor, M.R.: Integrative Familientherapie.

Eine systematische Darstellung der Konzepte, Hypothesen und Techniken amerikanischer Therapeuten. Berlin 1985. Textor, M.R.: Familien: Soziologie, Psychologie. Eine Einführung für soziale Berufe. Freiburg 1991. (a) Textor, M.R.: Scheidungszyklus und Scheidungsberatung: Ein Handbuch.

Göttingen 1991. (b) Textor, M.R.: Kind, Familie, Kindergarten. München 1992. Tietze, W./ Roßbach, H.-G.: Die Betreuung von Kindern im vorschulischen Alter. In: Zeitschrift für Pädagogik 37 (1991), S.555-579. Ulich, M.: Risiko- und Schutzfaktoren in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie 20 (1988), S.146-166.

Weber-Kellermann, I.: Die deutsche Familie. Versuch einer Sozialgeschichte. Frankfurt 9. Aufl.1987. Wilk, L./ Beham, M.: Familie als kindliche Lebenswelt. In: Gisser, R./ Reiter, L./ Schattovits, H./ Wilk, L. (Hrsg.): Lebenswelt Familie. Wien: Institut für Ehe und Familie 1990, S.355-409.

  1. Zimmermann, K.F.: Familienökonomie.
  2. Theoretische und empirische Untersuchungen zur Frauenerwerbstätigkeit und Geburtenentwicklung.
  3. Berlin 1985. Autor Dr. Martin R.
  4. Textor studierte Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany, N.Y., und Kapstadt.
  5. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München.

Von 2006 bis 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg. Er ist Autor bzw. Herausgeber von 45 Büchern und hat 770 Fachartikel in Zeitschriften und im Internet veröffentlicht. Homepage: Autobiographie unter : Die Familie als kindliche Erfahrungsumwelt

Was lernen Kinder in der Familie?

Kindheit in der Familie In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. B 40-41/90, 28. September 1990, S.14-20 (leicht überarbeitete Fassung) Martin R. Textor Die Familie gibt es nicht – und hat es nie gegeben. Wissenschaftliche Untersuchungen haben eine Vielzahl unterschiedlicher Familienformen in Vergangenheit und Gegenwart aufgezeigt.

Dementsprechend gibt es auch nicht die Kindheit: Jedes Kind erlebt seine Kindheit, die von Familie zu Familie durch höchst unterschiedliche Strukturen, Rollenerwartungen, Beziehungsqualitäten, Regeln, Verhaltens- und Interaktionsmuster, Erziehungsstile, Persönlichkeiten und Umweltkontakte bestimmt ist.

Es wächst in einem sozialen Milieu auf, in dem Eltern ganz individuell auf seine einzigartigen Eigenschaften, Bedürfnisse, Emotionen, Äußerungen und Verhaltensweisen eingehen. Deshalb sind zum Thema “Kindheit in der Familie” nur stark verallgemeinernde Aussagen möglich.

Noch eine weitere Vorbemerkung: Kindheit wird ganz entscheidend durch die Familie bestimmt, wenn auch deren Einfluss mit zunehmendem Alter der Kinder immer mehr abnimmt. Kinder werden in die Abhängigkeit von ihren Eltern hineingeboren; sie können in den ersten Lebensjahren nicht ohne die intensive Pflege und Erziehung durch Erwachsene überleben.

Sie erlernen in der Familie Sprache, Ausdrucksweise, Normen, grundlegende Fertigkeiten und soziale Kompetenzen, entwickeln Persönlichkeitsstrukturen, Charaktereigenschaften, Denkstile, Erlebensweisen, (Geschlechts-) Rollen, Werthaltungen und individuelle Verhaltensweisen.

Die Kinder werden in ihre materielle, soziale und kulturelle Umwelt eingeführt und lernen, sich in ihr zu behaupten. So wird in der Familie der Grundstock für das weitere Leben des Individuums gelegt. Die große Bedeutung der Familie wird vor allem dann deutlich, wenn Kinder einen Elternteil durch Tod bzw.

Scheidung verlieren oder wenn sie vernachlässigt bzw. falsch erzogen werden. Sie reagieren dann vielfach u.a. mit Verhaltensauffälligkeiten, Neurosen, Entwicklungsverzögerungen und Schulschwierigkeiten. Die Entwicklung des Kindes darf jedoch nicht als Prägung durch die Familie missverstanden werden.

Vielmehr wird sie durch das komplexe Zusammenspiel von Erbanlagen, (Familien- und) Umwelteinflüssen sowie der Eigentätigkeit des Individuums bestimmt. Menschen sind von Anfang an handelnde Personen, die sich aktiv mit ihrer Umgebung auseinandersetzen. Ihre Reaktionen sind nicht reflexhafte Antworten auf innere Stimuli bzw.

auf Umweltreize, sondern werden z.B. durch kognitive Prozesse (Interpretation der Reize), Einstellungen, Gefühle und das Selbstbild mitbestimmt. Hinzu kommt, dass die menschliche Entwicklung ein lebenslanger Prozess ist: Das weitere Leben einer Person wird nicht durch ihre frühkindlichen Erfahrungen festgelegt – als ein Wesen mit freiem Willen entscheidet sie letztlich selbst über ihr Schicksal.

So muss bei der nachstehenden Darstellung von Kindheit und Familienerziehung bedacht werden, dass Kinder durch diese Erfahrungen wohl beeinflusst, aber nicht unveränderlich geprägt werden.I. Kindheit in Familien der Gegenwart Ein Charakteristikum der heutigen Kindheit ist die Pluralität der Lebensformen, in deren Kontext Kinder aufwachsen: Nebeneinander bestehen Dreigenerationen-, Mehrkinder-, Einkind-, Teil-, Stief-, Adoptiv- und Pflegefamilien, nichteheliche Lebens- und Wohngemeinschaften.

Während noch vor wenigen Jahren beispielsweise Teil- und Stieffamilien, aber auch Einkindfamilien und nichteheliche Lebensgemeinschaften, negativ gesehen wurden und von schlechten Entwicklungsbedingungen für Kinder gesprochen wurde, die unter diesen Umständen aufwachsen, setzt sich heute immer mehr eine andere Auffassung durch: Alle familialen und familienähnlichen Lebensformen werden als eigenständige Varianten mit spezifischen Strukturen und Bewältigungsmechanismen betrachtet, die in ihrer Sozialisationskompetenz zumeist nicht defizitär sind.

  1. Entscheidend sind letztlich immer das Verhalten, die Persönlichkeit und der Erziehungsstil der Eltern sowie die von ihnen bestimmten Familienstrukturen und -prozesse.
  2. So bietet eine Teilfamilie Kindern gute Entwicklungsbedingungen, wenn der alleinerziehende Elternteil z.B.
  3. Seine Rolle positiv definiert, ein gut funktionierendes soziales Netzwerk aufbauen konnte, die Betreuung der Kinder sichergestellt hat, diese weder überbehütet noch vernachlässigt und ihnen intensive Kontakte zu gegengeschlechtlichen Erwachsenen (Rollenmodelle, Identifikationsfiguren) ermöglicht.

Zweitfamilien bieten einen die kindliche Entwicklung fördernden Kontext, wenn sie beispielsweise den Kontakt der Kinder zum außenstehenden (nichtsorgeberechtigten) Elternteil ermöglichen und eine Identität als Stieffamilie annehmen (also nicht eine Kernfamilie zu imitieren versuchen).

Es wird immer deutlicher, dass jede familiale und familienähnliche Lebensform besondere Stärken und Schwächen hat. Somit ist letztlich für die Entwicklung von Kindern entscheidend, ob es den (erwachsenen) Familienmitgliedern gelingt, die für ihre Lebensform typischen Stärken zu nutzen und die Schwächen auszugleichen.

Ein Merkmal für die heutige Kindheit ist auch die Labilität der Familienverhältnisse, unter denen Kinder aufwachsen. Zum einen erleben Kinder hautnah die Konflikte ihrer Eltern mit, die sich früher eher hinter geschlossenen Türen abspielten. Vor allem aber wissen sie um Trennung und Scheidung, erleben diese in den Familien ihrer Freunde und Spielkameraden.

So haben sie bei Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern Angst um den Fortbestand ihrer Familie und entwickeln eventuell weniger Grundvertrauen. Zum anderen erfahren immer mehr Kinder selbst, was Trennung und Scheidung bedeuten. Sie leben in einer Abfolge von Erstfamilie, Scheidungsfamilie, Teilfamilie und Zweitfamilie, leiden in den Übergangsphasen unter Gefühlen wie Schmerz, Trauer, Angst, Wut, Verwirrung, Depression oder Wertlosigkeit.

Oft dauert es mehrere Jahre, bis sie die Scheidung als endgültig ansehen und ihre Folgen größtenteils verarbeitet haben. Für viele Kinder heißt Kindheit heute, das einzige Kind seiner Eltern zu sein. Das bedeutet: “Einzelkinder wachsen ohne die Erfahrungen der Mehrkinderfamilie auf.

  • Sie haben weitaus weniger Möglichkeiten, sich dem dauernden Zugriff der Erwachsenen zu entziehen, sich in der Altersgruppe zu entlasten, im Umgang mit Gleichaltrigen und Älteren kognitive und soziale Erfahrungen zu machen.
  • Eltern mit nur einem Kind sind leichter in Gefahr, sich zu einseitig auf dieses Kind zu konzentrieren, es zu stark an sich zu binden, ihre Wünsche auf das Kind zu projizieren” (Süssmuth 1985, S.98).

Einzelkinder sind aber auch auf ihre Eltern fixiert und verlangen von ihnen ein hohes Maß an Zeit und Energie. Während Geschwister sich miteinander beschäftigen können, benötigen Einzelkinder immer wieder ihre Eltern als Spielkameraden oder Gesprächspartner.

  1. Oft fühlen sie sich einsam und gelangweilt, wenn diese keine Zeit haben.
  2. Um (Einzel-) Kindern soziale Erfahrungen zu ermöglichen, um sie bestmöglich zu fördern oder auch aus der durch Alleinerzieherschaft oder Berufstätigkeit beider Eltern bedingten Notwendigkeit heraus, werden Kinder schon frühzeitig in Krippen, Kindergärten, Spielgruppen, Musikschulen, Horten oder Sportvereinen angemeldet: Kindheit spielt sich heute zu einem großen Teil in pädagogisch besetzten Räumen ab.

So ergab eine Befragung von 1.046 jüngeren Schulkindern und 1.046 Eltern, dass 82 Prozent der Kinder neben der Schule institutionelle Angebote in Anspruch nahmen. Der Durchschnitt lag bei zwei terminlich gebundenen Aktivitäten, wobei deren Zahl mit zunehmendem Alter der Kinder anstieg (Herzberg/ Ledig 1990).

  1. So machen Kinder die Erfahrung einer nahezu durchgängigen Überwachung.
  2. Da sie aufgrund der fortschreitenden Verstädterung und Verkehrsgefährdung nur noch wenige Möglichkeiten zum unbeaufsichtigten Spiel haben, wird ihre Entwicklung zu einem großen Teil durch geplante Aktivitäten und Programme bestimmt.

Wie bei Erwachsenen ist der Tagesablauf vorgeplant und wird durch die Öffnungszeiten der Bildungs- und Freizeiteinrichtungen, die terminlich gebundenen Angebote, die Medienzeit und die durch Erwerbstätigkeit und Hausarbeit begrenzten Spielzeiten mit den Eltern geprägt.

  1. Spontane Kontakte mit Gleichaltrigen sind nur noch selten möglich; in der Regel werden feste Verabredungen getroffen.
  2. So tritt die Familie schon in der frühen Kindheit immer mehr als ein Erfahrungen vermittelndes Umfeld zurück.
  3. Die Eltern organisieren bei jüngeren Kindern das außerfamiliale Programm, überwachen deren Zeitplan, chauffieren sie zu Freizeit- und Bildungseinrichtungen und übernehmen zunehmend eine den Einfluss von Institutionen, Gleichaltrigen und anderen Miterziehern ergänzende und kontrollierende Funktion.

Ist der Zeitplan durch besonders viele terminlich gebundene Aktivitäten in verschiedenen Einrichtungen geprägt, so erleben Kinder den Tagesablauf oft als zerstückelt und ihre Lebensräume als unzusammenhängend. Sie müssen sich immer wieder unterschiedlichen Regeln, Erwartungen und Anforderungen unterwerfen, sich also fortwährend umorientieren.

Vor allem bei entgegengesetzten Einflüssen kann es leicht zu Anpassungsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten kommen. Die Kinder verbringen immer mehr Zeit in unterschiedlichen außerfamilialen Lebensfeldern, in denen sie mit verschiedenen Bezugspersonen konfrontiert werden. Diese können aber Eltern nicht ersetzen: So müssen sich Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Jugendpfleger, Trainer u.a.

um eine große Zahl von Kindern kümmern, begleiten sie nur für eine kurze Zeit ihres Lebens, sind bloß an Teilbereichen ihrer Existenz (z.B. Schulleistungen, soziale Entwicklung, Beherrschung einer bestimmten Sportart oder Erlernen des Umgangs mit einem Musikinstrument) interessiert und begegnen ihnen zumeist mit einer Unterweisungs- und Bildungsabsicht.

You might be interested:  Wann Kommt Dhl Bei Mir

Hingegen sind Eltern dauerhafte Bezugspersonen, die eine intensivere Beziehung und umfassendere Erziehung bieten, mehr Anteil am Leben ihrer Kinder nehmen, ihre Individualität stärker achten, mehr Seiten ihres Selbst zeigen und mehr Liebe, Zuneigung und persönliche Verantwortung für sie empfinden. Aber auch Eltern konzentrieren sich häufig nur auf bestimmte Aspekte der kindlichen Existenz, insbesondere auf die Schulleistungen.

Beim Erzeugen von Schulstreß arbeiten Lehrer und Eltern zumeist unbewusst zusammen. Früher eigneten sich Kinder ihre Umwelt durch Eigentätigkeit an. Sie spielten und arbeiteten mit denselben Werkstoffen wie Erwachsene, ahmten Arbeitsvorgänge ihrer Eltern nach, stellten viele Gegenstände selbst her und mussten Verantwortung für bestimmte Aufgaben wie die Versorgung von Kleinvieh übernehmen.

  1. Spiel- und Arbeitstätigkeit gingen ineinander über.
  2. Heute haben Kinder nur selten die Möglichkeit, bei der planvollen Produktion von Dingen Fertigkeiten und Kompetenzen auszubilden, kreative Fähigkeiten zu schulen oder zu experimentieren.
  3. Selbsttätigkeit und die verantwortliche Erfüllung bestimmter Aufgaben spielen keine nennenswerte Rolle mehr.

So sammeln Kinder weniger Erfolgserlebnisse und wissen nicht, was sie können. Dementsprechend verspüren sie weniger Selbstsicherheit und bilden manchmal ein negatives Selbstbild aus. Auch ist es für sie schwieriger geworden, Verantwortungsbereitschaft zu entwickeln.

Eigentätigkeit und das Erlernen von Körperbeherrschung werden ferner dadurch erschwert, dass Kinder immer weniger Möglichkeiten haben, unbeobachtet draußen zu spielen und die freie Natur zu erkunden. Stadtkinder finden immer seltener Spielflächen und verwilderte Grundstücke in der Wohnumgebung, werden immer mehr durch den Verkehr gefährdet.

Aber auch auf dem Land werden Außenaktivitäten von Kindern z.B. aus Angst vor Unfällen oder sexueller Belästigung eingeschränkt. Laut der schon erwähnten Befragung sprachen 45 Prozent der Eltern Spielverbote für die Straße, 32 Prozent für den Wald und zehn Prozent für Bäche oder Flüsse aus.

  • Es ist offensichtlich, dass die zunehmende “Institutionalisierung” von Kindheit auch zu einem Verlust an Heimat führt: Eine Identifikation mit der Region erfolgt nicht, wenn sich das Leben von Kindern nahezu ausschließlich in Einrichtungen abspielt.
  • Indliche Aktivität zeigt sich heute vor allem im Konsum.

Kinder sind von einem Überangebot an Spielsachen umgeben, die aber immer häufiger vorprogrammiert sind: Das Spiel beschränkt sich nur noch auf die Bedienung. Im Kindergarten, in Freizeiteinrichtungen und in Vereinen konsumieren Kinder von Fachleuten entwickelte Spielprogramme, in der Schule nehmen sie mehr oder minder passiv Wissen auf.

Auch in der Jugend spielt Konsum eine große Rolle, ist der Markt allgegenwärtig: Das Freizeitverhalten umfasst in erster Linie den Kauf und Gebrauch von Waren und Dienstleistungen. Aufgrund der Konsumorientierung sind Kindheit und Jugend sehr teuer geworden: Schwimmkurs und Musikschule, Spielsachen und Computer, modische Kleidung und Teenagerzeitschriften, Diskothekenbesuch und Jugendtourismus kosten viel.

So kommt es in Familien immer häufiger zu Konflikten um Geld, das vielfach von Kindern und Jugendlichen als Rechtsanspruch, Liebesbeweis oder Wiedergutmachung für Benachteiligungen (wie fehlende Zeit der Eltern) gesehen wird. Aufgrund der langen Schul- und Ausbildungszeit, aber auch von Jugend- und Akademikerarbeitslosigkeit, kann sich die finanzielle Belastung der Familie durch Kinder bis nach deren 30.

  1. Lebensjahr hinziehen.
  2. Inder und Jugendliche sind heute einerseits aus Zentren des Alltagslebens wie der Arbeitswelt ausgegliedert, so dass viele Lebensvollzüge Erwachsener undurchschaubar geworden sind und das Begreifen der Welt schwieriger geworden ist.
  3. Andererseits werden Erwachsenen- und Kinderwelt aber auch einander immer ähnlicher: So sind sowohl Erwachsene als auch Kinder Konsumenten und werden als solche angesprochen.

Aufgrund der erwähnten Verlagerung der Kindheit in Institutionen wird das Leben beider Altersgruppen vor allem durch Zeitpläne, Rationalität, Entpersönlichung, Entsinnlichung und Aufsplitterung geprägt. Da die rasante technische und wissenschaftliche Entwicklung Erwachsene zu Fortbildung, zum Erwerb von Zusatzqualifikationen und eventuell sogar zur Umschulung zwingt, lassen sich auch Lernen und Wissensaneignung nicht mehr als allein für die Kindheit typisch bezeichnen.

  1. Ferner ist bei Erwachsenen vermehrt ein adoleszenter Lebensstil festzustellen, wie er sich z.B.
  2. In einem häufigen Partnerwechsel, einer zunehmenden Bedeutung der Freizeit und ähnlichen Erfahrungen, Interessen und Hobbies zeigt.
  3. Schließlich heben die Medien die Trennung zwischen den Lebensbereichen von Erwachsenen und Kindern auf.

Letztere werden über Sexualität, Gewalt. Tod usw. informiert. Kinder “wissen” schon alles, bevor sie es als Jugendliche oder Erwachsene selbst erfahren können. “Ein heutiges Kind kennt durch das Fernsehen bereits die ganze Welt, ehe es alleine eine Straße überqueren kann” (Barthelmes/ Sander 1988, S.383).

  1. Indheit ist zunehmend zu einer “Medienkindheit” geworden.
  2. Fast die Hälfte aller Kinder besitzt einen eigenen Fernsehapparat; Sechs- bis Zwölfjährige, die in Kabelhaushalten mit Videorecorderausstattung wohnen, verbrachten 1985 durchschnittlich drei Stunden pro Tag vor dem Fernseher (Rolff/ Zimmermann 1986).

Das Ausmaß der Mediennutzung ist von der Schicht, dem Bildungsstand der Eltern. der vom Kind besuchten Schulform und dem elterlichen Erziehungsverhalten abhängig. Dadurch wird auch bedingt, ob das Fernsehen mehr zur Unterhaltung oder zur Wissenserweiterung benutzt wird und inwieweit über Medieninhalte in der Familie diskutiert wird.

Kinder, die mangels attraktiver Freizeitalternativen, aus Gewohnheit oder aufgrund des Verhaltens der Eltern (“Ruhigstellung” von Kleinkindern durch Einschalten des Fernsehgerätes) viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, haben weniger Gelegenheit, sich im Spiel oder durch andere Formen der Eigentätigkeit weiterzuentwickeln.

Auch werden ihre Artikulationsfähigkeit, ihre Erfindungsgabe und ihr Sozialverhalten weniger gefördert. Zudem sprechen Filme im Gegensatz zu Büchern weniger den Intellekt an, verlangen weniger kognitive Fähigkeiten und Phantasie. Allerdings vermitteln Medien aber auch zeitgenössische Jugendbilder als Orientierungsmaßstäbe und bieten Stoff zur Bearbeitung von Lebensthemen und Alltagsproblemen (z.B.

  • Von Ängsten, Sexualität oder Autonomie).
  • Das Fernsehen suggeriert, dass die Wirklichkeit besonders echt wiedergegeben wird: Vor allem für kleine Kinder ist wahr, was auf dem Bildschirm abläuft.
  • Inder merken nicht, dass sie “Wirklichkeit aus zweiter Hand” erfahren.
  • Problematisch ist ferner, dass die Kinder mit Bildern von Gewalt, Umweltverschmutzung, Krieg usw.

überschüttet und damit oft verängstigt und verunsichert werden. Die Erwachsenenwelt scheint voller Probleme zu sein, da das Fernsehen fast ausschließlich negative Formen der Kommunikation, der Beziehungsgestaltung und Konfliktbewältigung zeigt. Die meisten Hauptpersonen in Filmen wirken eher als negative Vorbilder, da sie nicht diejenigen Eigenschaften haben, die sich Kinder aneignen sollen.

  1. Besonders problematisch ist, wenn Kinder viele Videofilme sehen, da in ihnen Gewalt und Sexualität besonders stark thematisiert werden.
  2. Eine Befragung von 3.935 bayerischen Schülern im Alter von 13 bis 18 Jahren ergab sogar, dass 32 Prozent indizierte und zehn Prozent beschlagnahmte Videofilme unter ihren Lieblingstiteln aufführten (Lukesch 1989).

Aber auch die Werbung wirkt Erziehungszielen entgegen, wenn sie z.B. ein Bild der Frau als gefügiges und unterwürfiges Sexualobjekt vermittelt oder fortwährend neue Wünsche weckt. Schließlich kann das Fernsehen für Eltern zur Interpretationskonkurrenz werden und ihre Autorität untergraben, wenn es Kindern die Schwächen der Erwachsenen zeigt und sie mit anderen Werten, Normen und Meinungen konfrontiert.

So überrascht nicht, dass die Eltern immer weniger Bedeutung für das kindliche Rollenspiel haben. Als ein weiteres Charakteristikum von Kindheit heute muss die Kinderfeindlichkeit unserer Gesellschaft bezeichnet werden. Zum einen sind viele Erwachsene nicht mehr an den Geräuschpegel, die Aktivitätsbedürfnisse und die Neugier von Kindern gewöhnt, da Familien mit Kindern zur Minderheit geworden sind.

Zum anderen werden die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse trotz einer Vielzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse bei der Raum- und Wohnungsplanung, im Bildungswesen und hinsichtlich der Vereinbarkeit von Arbeitsleben und Familie missachtet: Vor allem die städtische Umgebung ist verplant, anregungsarm und gefährlich; Kinderzimmer sind bei weitem zu klein; die Schule entzieht sich ihrer erzieherischen Verantwortung; Alleinerziehende und Eltern, die beide erwerbstätig sind, können oft eine angemessene Betreuung ihrer Kinder nicht sicherstellen.

  • Der Familienlastenausgleich gilt – trotz Verbesserungen in den letzten Jahren – nach Expertenmeinung noch immer als unzureichend.
  • Auch erfahren Kinder zu wenig Hilfe, wenn sich ihre Eltern in bedrängten Lebenslagen (z.B.
  • Scheidung, Arbeitslosigkeit, Versorgung pflegebedürftiger Großeltern) befinden. II.

Familienerziehung Seit dem 19. Jahrhundert und verstärkt seit den sechziger Jahren rückt das Kind immer mehr in den Mittelpunkt der Familie – ja viele Ehen werden erst geschlossen, wenn sich die Partner für die Zeugung eines Kindes entschieden haben. So sind heute die meisten Kinder Wunschkinder.

  • Die Eltern orientieren sich an ihren Bedürfnissen und Wünschen, legen großen Wert auf ihre Erziehung.
  • Diese Entwicklung beruht auf der wachsenden Bedeutung des Kindes im psychischen Haushalt seiner Eltern: Es soll ihrem Leben Sinn geben, der in der Arbeitswelt und der Religion immer weniger gefunden wird.

Auch soll es emotionale und psychische Bedürfnisse der Eltern befriedigen, z.B. Zärtlichkeit geben und ein Liebesobjekt oder Gesprächspartner sein. Zudem betrachten viele Eltern die Erziehung als eine Möglichkeit der Selbstentfaltung und eigenen Weiterentwicklung.

Diese Haltung, aber auch der Wunsch, das Kind solle es besser haben als man selbst, führt leicht zur materiellen und sozialen Verwöhnung. So muss das Kind in Haushalt und Garten nicht helfen, werden die meisten seiner Wünsche erfüllt. Oft wird es überbehütet, wird seine Ablösung erschwert, muss es lebenslang dankbar sein.

Kinder werden vielfach aber auch als Hindernis im Individuationsprozess gesehen. Vor allem Kleinkinder zwingen Eltern ihren Lebensrhythmus auf und verhindern eine sofortige Wunscherfüllung. Ältere Kinder stehen ebenfalls ihren Eltern häufig bei Freizeitaktivitäten, Entspannung und Selbstverwirklichung im Wege.

  • Häufig erscheinen sie als finanzielle, zeitliche und psychische Belastung.
  • So kommt es manchmal zur Vernachlässigung von Kindern.
  • Oft erleben diese aber auch einen fortwährenden Wechsel zwischen hoher Aufmerksamkeit und Spielbereitschaft auf der einen oder plötzlicher Zurückweisung und Bestrafung auf der anderen Seite – je nachdem, ob sich der Elternteil gerade durch das Kind in seiner Selbstentfaltung eingeschränkt fühlt oder es zur Befriedigung emotionaler Bedürfnisse benötigt.

Bei einem derartig wechselhaften Erziehungsstil oder bei Vernachlässigung reagieren manche Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten. Hinsichtlich der Vater-Kind-Beziehung ist festzuhalten, dass Väter laut einer Vielzahl wissenschaftlicher Forschungsergebnisse ein der Mutter-Kind-Beziehung gleichwertiges Verhältnis zu Kindern aufbauen und genauso gut deren physische, psychische und soziale Bedürfnisse befriedigen können.

So beschäftigen sich manche jüngeren Väter intensiv mit Erziehungsfragen, widmen ihren Kindern viel Zeit und übernehmen einen Teil der Hausarbeit. Sie wollen von ihnen aus Liebe akzeptiert werden und pochen nicht auf ihre Autorität. In einigen dieser Fälle entsteht eine gewisse Rivalität zwischen den Eltern, die gegeneinander um die Zuneigung ihrer Kinder wetteifern.

Die meisten Väter sind aber weiterhin nur wenig an der Erziehung beteiligt, da für sie die Vaterrolle eine Nebenrolle ist oder weil sie beruflich überlastet sind und ihnen die Energie zum Spielen oder zum Gespräch mit ihren Kindern fehlt. In vielen Teilfamilien besteht kaum Kontakt zum nichtsorgeberechtigten Vater, so dass es an einem männlichen Rollenmodell mangelt.

  1. Bei Mädchen können daraus Schwierigkeiten im Umgang mit dem anderen Geschlecht und bei Jungen Probleme bei der Entwicklung einer Geschlechtsrollenidentität resultieren, sofern nicht andere männliche Bezugspersonen ausgleichend wirken.
  2. In der Mutter-Kind-Beziehung lassen sich häufig negative Auswirkungen der Emanzipationsbewegung feststellen.

So fühlen sich viele Hausfrauen abgestellt, minderwertig und benachteiligt, vermissen ihren Beruf und leiden unter Isolierung, Unausgefülltsein und einer Abwertung ihrer Tätigkeit. Ihre Unzufriedenheit und negative Gestimmtheit führen leicht zu einem unangemessenen Verhalten gegenüber dem Kind, das als Fessel erlebt wird.

  • Manche Frauen versuchen auch, ein positives Selbstbild zu entwickeln, indem sie eine “perfekte” Hausfrau und Mutter sein wollen.
  • In diesen Fällen kommt es leicht zu einer Überbehütung und Verwöhnung der Kinder, die nahezu jeden Wunsch gegenüber der Mutter durchsetzen können und diese somit beherrschen.

Erwerbstätige Mütter und Alleinerziehende sind hingegen vielfach überlastet. Sie haben häufig Probleme mit der Kinderbetreuung und erleben Trennungsschmerz und Schuldgefühle, wenn sie morgens Kleinkinder in der Krippe, bei der Tagesmutter und in der Kindertagesstätte abgeben.

Sie sind leicht gereizt und ungeduldig, leiden unter ihrer zersplitterten Existenz und der fortwährenden Hetze. Die Zeitnot der Eltern schlägt sich auch in den Ergebnissen einer repräsentativen Untersuchung nieder, nach der Mütter im Durchschnitt 41 Minuten täglich auf ein Kind, 59 Minuten auf zwei und 81 Minuten auf drei und mehr Kinder verwenden.

Nach dem Alter der Kinder differenziert, sind es z.B.189 Minuten bei einem Einzelkind unter drei Jahren, 129 Minuten bei einem drei- bis sechsjährigen und 55 Minuten bei einem sechs- bis l5-jährigen Kind. Väter wenden in der Regel nur rund 20 Minuten pro Tag für ihre Kinder auf (Krüsselberg/ Auge/ Hilzenbecher 1986).

Im Vergleich zu früher ist der Erziehungsstil von Eltern partnerschaftlicher geworden, werden Kindern größere Freiheiten und Mitbestimmungsrechte zugestanden. In vielen Familien herrscht ein kameradschaftlicher Umgangston vor. Eltern sind zunehmend bereit, mit Kindern über alles zu sprechen und ihr erzieherisches Verhalten zu begründen.

Sie versuchen, die heute geltenden Erziehungsziele wie Selbständigkeit, Mündigkeit, Reife und Selbstaktualisierung zu erreichen. Kindererziehung ist aber auch schwieriger geworden: Zum einen ist der Selbstanspruch der Eltern gestiegen; sie wollen dem Kind eine optimale Entwicklung gewährleisten.

Zum anderen sind sie im Vergleich zu früher verunsichert: Sie haben zumeist mit der Erziehungstradition ihrer Eltern gebrochen, können sich aufgrund der geänderten Verhältnisse nicht mehr an der eigenen Erziehung orientieren. Oft fühlen sie sich durch Experten wie Lehrer und Psychologen als Erzieher dequalifiziert oder geraten mit anderen Betreuungspersonen ihrer Kinder, mit deren Anforderungen und Erwartungen in Konflikt.

Durch die Medien werden sie mit einer Vielzahl unterschiedlicher Vorbilder sowie mit widersprüchlichen pädagogischen Theorien, Normen und Erziehungsratschlägen konfrontiert. Zudem widersprechen innerfamiliale Werte wie Vertrauen, Offenheit, Rücksichtnahme und Solidarität außerfamilialen Erwartungen wie Wettbewerbsdenken und Leistungsdruck: Kinder müssen für zwei Welten erzogen werden, zwischen denen immer wieder vermittelt werden muss.

  • Festzuhalten ist: “Eltern sind in der Erziehung weitaus stärker als früher durch persönliche Autorität und überzeugende Argumente gefordert.
  • Die erziehende Umwelt fällt weitgehend aus.
  • Viele Eltern fühlen sich mit der Erziehungsaufgabe allein gelassen” (Süssmuth 1987, S.3).
  • Manchmal ist bei Eltern auch ein pädagogischer Machbarkeitswahn festzustellen: Sie wollen ein perfektes Kind, wollen es bis zum Studium bringen.

So wird im Namen der Zukunft die Gegenwart übersehen. Das Kind steht fortwährend unter Druck; seine Grenzen werden nicht gesehen. Immer wieder wird in sein Leben eingegriffen. Eine andere problematische Entwicklung in der Familienerziehung zeigt sich in der Korrumpierung von Liebe und Zuneigung: Da Körperstrafen generell abgelehnt werden, wird das Kind durch Liebeszufuhr und Liebesentzug gelenkt.

So macht es die Erfahrung, dass es nicht um seiner selbst willen geliebt wird, sondern nur um seiner Taten. Ähnliches gilt für den Fall, dass positives Verhalten mit Geld, Schleckereien und Geschenken belohnt wird. Ferner ist problematisch, wenn materielle Dinge als Liebesbeweise eingesetzt oder gesehen werden.

So geht nicht nur der Charakter von Liebe und Geschenken verloren, sondern das Kind entwickelt sich auch zum Materialisten. Manche Eltern versuchen schließlich, für Problemkinder entwickelte psychologische Techniken direkt in die Erziehung umzusetzen.

Sie möchten, dass das Kind tut, was die Eltern wollen, und dabei glaubt, es wolle das selbst (Verhaltenstherapie). Oder sie suchen fortwährend nach Motiven hinter dem Verhalten des Kindes, unterwerfen es diesbezüglichen Interpretationen und versuchen die Beweggründe zu beeinflussen (Psychoanalyse). III.

Was ein Kind heute braucht Kindheit ist keine unbeschwerte Zeit: Kinder unterliegen in der Familie und der weiteren Umwelt positiven und negativen Einflüssen, erleben glückliche und unglückliche Stunden. Einige werden durch pathogene Lebensbedingungen so geschädigt, dass sie Verhaltensauffälligkeiten entwickeln: Bei rund 20 Prozent aller Kinder lassen sich Symptome feststellen, bei etwa zwölf Prozent kinder- und jugendpsychiatrische Störungen (Detzner/ Schmidt 1988).

  • Einige sind leistungsschwach, andere werden kriminell, wenden sich Alkohol oder Drogen zu.
  • Die meisten Kinder entwickeln sich jedoch “normal”, aber nur wenige werden ein glückliches und ausgefülltes Leben verbringen.
  • So soll abschließend thesenhaft beschrieben werden, was ein Kind in der Familie an positiven Entwicklungsbedingungen benötigt: 1.

Das Kind braucht Sicherheit, Geborgenheit und Verlässlichkeit in den Familienbeziehungen. Es kann diese Erfahrung nur machen, wenn die Ehe seiner Eltern gut ist, wenn also ein dialogisches Verhältnis zwischen den Partnern besteht, wenn sie einander lieben und achten, wenn sie miteinander wachsen.

  • Erst eine gute Ehebeziehung schafft ein Familienklima, in dem Kinder gedeihen und das für das aktive Erforschen der Umwelt notwendige Vertrauen entwickeln können.
  • Dann ist es auch nicht nötig, dass die Eltern danach streben, perfekte Erzieher zu werden.
  • Die größte erzieherische Einwirkung erfahren Kinder durch die Qualität des Zusammenlebens; ist diese gut, so bleiben auch Erziehungsfehler ohne negative Folgen.2.

Das Kind braucht Eltern, die mit ihrem Leben zufrieden sind. Es entwickelt sich am besten, wenn die Erwachsenen sich selbst in ihren Elternrollen, Berufsrollen, Hausfrauenrollen usw. akzeptieren, die verschiedenen Lebensbereiche ausbalancieren und somit für das Kind da sein können, ohne durch Stress, Zeitnot, Unzufriedenheit und ähnliches belastet zu sein.3.

Das Kind braucht Eltern, die als positive Vorbilder wirken, die sich nicht anders verhalten, als sie es von ihm erwarten. Es benötigt Eltern, die in der Familie offen kommunizieren, partnerschaftlich miteinander und den Kindern umgehen, ein positives Problem- und Konfliktlösungsverhalten praktizieren und die Führung der Familie übernehmen.4.

Das Kind braucht Eltern, die es lieben, ihm Zuwendung und Fürsorge zukommen lassen und Interesse an seiner Person haben. Die Eltern sollten es als Person akzeptieren, Respekt vor seinen Gefühlen haben und es nicht vereinnahmen, zur Befriedigung eigener Bedürfnisse nutzen oder als Ersatzpartner missbrauchen, Es ist wichtig, dass sie ihm Verständnis und Empathie entgegenbringen, also versuchen, sein Sprechen und Handeln zu verstehen und seine Perspektive kennen zu lernen.

  1. Dieses gibt dem Kind das Gefühl, ernst genommen zu werden.
  2. So kann es Selbstbewusstsein und Selbstachtung entwickeln.5.
  3. Das Kind braucht Eltern, die sich Zeit für es nehmen; es benötigt sowohl einen aktiven Vater als auch eine Mutter.
  4. Diese Zeit darf aber nicht genutzt werden, um das Kind zu einem Erziehungsobjekt zu machen.

Es ist Subjekt seines Lebens, bestimmt seine Entwicklung mit. Seine Gegenwart darf nicht einer angezielten Zukunft geopfert werden. Insbesondere für Kleinkinder ist das Spiel die ihnen angemessene Form des Lernens; ein Belehren ist verfrüht. Es ist wichtig, dass sich Kinder ganzheitlich entwickeln können, dass sie nicht verwöhnt, über-behütet oder vernachlässigt werden.6.

Schließlich braucht das Kind einen sich allmählich erweiternden Handlungsraum. Nur wenn es langsam immer mehr Verantwortung für sein Verhalten und seine Entscheidungen übernehmen muss, kann es mit der Zeit selbständig und mündig werden. Die Eltern müssen lernen, es loszulassen und schrittweise seine Ablösung fördern.

Auch sollten sie ihm Freiräume für ein unbeaufsichtigtes Spielen, für Umwelt- und Selbsterfahrung, für Eigentätigkeit und kreatives Produzieren geben. Das Kind benötigt zu seinem Schutz aber auch Grenzen. Es muss lernen, auf die Absichten, Wünsche und Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder Rücksicht zu nehmen.

Diese sollten deshalb nicht verheimlicht werden. Auch muss es erkennen, dass Geld und Zeit knapp sind, so dass es mit Konsumangeboten, Medien und Freizeitmöglichkeiten richtig umzugehen lernt. Schließlich sollten die Eltern ihm immer mehr Aufgaben im Haushalt, für die Pflege seines Zimmers usw. übertragen, da dieses zu seiner Eigenständigkeit beiträgt, zu Verantwortungsbereitschaft führt und die Entfaltung seiner Fähigkeiten fördert.

Natürlich brauchen Kinder auch gesunde Entwicklungsbedingungen außerhalb der Familie, die hier nur angedeutet werden sollen: Sie benötigen Einrichtungen, die elementare Sozialerfahrungen vermitteln, verlässliche Beziehungen bieten, Kinder fordern und fördern, sie am Erwachsenenleben teilhaben lassen und zum Stadtteil und zur Umgebung hin offen sind.

Sie benötigen institutionelle Hilfen bei Problemen und Verhaltensauffälligkeiten, bei der Trennung und Scheidung ihrer Eltern. Sie brauchen eine gesunde Umwelt und Wohnverhältnisse, die eine optimale Entwicklung und Begegnung mit anderen, Erholung, Sport und Spiel zulassen. Und sie benötigen eine Erwachsenengesellschaft ohne Kinderfeindlichkeit, in der die Bedeutung der Familie für Kinder anerkannt wird, in der diese angemessen gefördert wird und in der Familie und Beruf miteinander vereinbart werden können.

Literatur Barthelmes, J./Sander, E.: Familie trotz Fernsehen? Medien im Familienalltag. In: Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.). Wie geht’s der Familie? Ein Handbuch zur Situation der Familie heute. München 1988 Detzner, M./Schmidt, M.H.: Epidemiologische Methoden.

  1. In: Remschmidt, H./Schmidt, M.H. (Hrsg.).
  2. Inder- und Jugendpsychiatrie in Klinik und Praxis.
  3. Band 1, Grundprobleme, Pathogenese, Diagnostik, Therapie.
  4. Stuttgart, New York 1988 Herzberg, I./Ledig, M.: Was tun Kinder nach der Schule? Eine empirische Studie zum Freizeitverhalten von Kindern in der mittleren Kindheit.

Pädagogik der Frühen Kindheit (1990) 1, S.42 Krüsselberg, H.-G./Auge, M./Hilzenbecher, M.: Verhaltenshypothesen und Familienzeitbudgets. Die Ansatzpunkte der “Neuen Haushaltsökonomik” für Familienpolitik. Stuttgart u.a.1986 Lukesch, H.: Video im Alltag der Jugend.

Quantitative und qualitative Aspekte des Videokonsums, des Videospielens und der Nutzung anderer Medien bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Regensburg 1989 Rolff, H.G./Zimmermann, P.: Zukunft der Kindheit – zwischen Konsumismus und Eigentätigkeit. Westermanns Pädagogische Beiträge, 38 (1986) 5, S.18-21 Süssmuth, R.: Wahrnehmung des Erziehungsauftrages in der Familie.

Erziehungsfähigkeit, Erziehungsbereitschaft, Erziehungsfolgen. In: Weigelt, K. (Hrsg.): Familie und Familienpolitik. Zur Situation in der Bundesrepublik Deutschland. Melle 1985 Süssmuth, R.: Für Kinder bleibt noch viel zu tun. Frau & Politik, 33 (1987) 8, S.3 Autor Dr.

  1. Martin R. Textor studierte Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany, N.Y., und Kapstadt.
  2. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München.
  3. Von 2006 bis 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg.

Er ist Autor bzw. Herausgeber von 45 Büchern und hat 770 Fachartikel in Zeitschriften und im Internet veröffentlicht. Homepage: Autobiographie unter : Kindheit in der Familie

Welches Alter prägt ein Kind am meisten?

Download-Jahre 0 – 7 – Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass der fundamentale Teil der Kind-Programmierung in der Zeit zwischen dem dritten Trimester der Schwangerschaft und dem 7. Lebensjahr stattfindet. Diese sog. Download-Jahre legen das kognitive Fundament für,

Die weitere Gehirnentwicklung. Persönliche Glaubenssätze und daraus entstehende Chancen oder Limitierungen im weiteren Leben.

„In den ersten 7 Lebensjahren sind Kinder wie ein Aufnahmegerät, das immer mitläuft. Alles, was sie sehen und hören, nehmen sie ungefiltert ins Unbewusste auf.” ~ Dr. Bruce Lipton

Was ist das Wichtigste für ein Kind?

Werte – Kinder haben ein sehr ausgeprägtes Werteempfinden. Das Wichtigste in ihrem Leben sind ihre Familien und Freunde. Über 70 Prozent finden laut der Studie Familie und Freundschaft “total wichtig”. Auch Geborgenheit und Ehrlichkeit spielen für Kinder eine große Rolle.

Welche Rolle hat das Kind in der Familie?

Rollenverteilung im Familienalltag – Der Vater kocht am Wochenende, die Mutter unter der Woche? Der Vater repariert die Waschmaschine, damit die Mutter waschen kann oder ist es anders herum? Jede Kleinigkeit wird von großen Augen und Ohren bemerkt. Papa steht zunächst für Mann, Mama für Frau.

Kinder verstehen alles, was die Mutter und der Vater machen, denken und fühlen als männlich oder weiblich. Und dies wirkt sich darauf aus, wie sie sich selbst als Mädchen und später als Frau oder als Junge und späterer Mann empfinden. Die Rollenverteilung im Familienalltag hat Auswirkungen auf die Geschlechtsrolle, die jedes Kind entwickelt.

Eine gute Gelegenheit, über die Verteilung zu Hause nachzudenken.

Welche Rolle spielt die Familie bei der Erziehung?

1. Einleitung – Die Familie ist die erste Sozialisationsinstanz, der ein Kind in seinem Leben begegnet. Durch familiale Interaktionen lernen Kinder basale Verhaltensweisen und bilden kognitive und emotionale Grundstrukturen heraus. Es werden auch Normen und Werte vermittelt, die neben den erlernten basalen Verhaltensweisen, als besonders stabil gelten.

Die Familie nimmt daher eine prägende Rolle in der Persönlichkeitsbildung eines Kindes ein, wobei zwischen Sozialisation und Erziehung differenziert werden muss. „Sozialisation bezeichnet den Prozess einer Aneignung und Verarbeitung der inneren und äußeren Realität und die Auseinandersetzung mit Körper und Psyche sowie der sozialen und materiellen Umwelt.

Verstanden als lebenslanger individueller Lernprozess, in dem sich das Individuum zur selbstständig lebens- und arbeitsfähigen Persönlichkeit entwickelt, ist Sozialisation die Voraussetzung, um Entwicklungsaufgaben kompetent lösen zu können, die es für die steigenden Anforderungen an Selbststeuerung und Identitätssicherung in einer individualisierten Gesellschaft benötigt.” Innerhalb der Sozialisation übernimmt die Familie nur einen geringen, eigenständigen Part, da sie sich diesen mit außerfamiliären Sozialisationsfeldern (Kita, Schule, Peers etc.) teilt, weshalb an dieser Stelle nicht genauer darauf eingegangen werden soll.

  1. Die wesentlich wichtigere Rolle übernimmt die Familie bei der Erziehung, die auch ihren primären Part darstellt.
  2. Erziehung wird im Vergleich hierzu bestimmt als geplante, zielgerichtete und absichtsvolle Sozialisation, also jener Teil der Sozialisationsprozesse, welcher darauf abzielt, Veränderungen von Kindern und Jugendlichen zu bewirken.” Bei der Erziehung übernimmt die Familie die Rolle dem Kind basale Verhaltensweisen, Normen und Werte zu vermitteln, die es dem Kind ermöglicht, sich in der jeweiligen Kultur und Gesellschaft zurechtzufinden und sich aktiv auch mit dieser auseinanderzusetzen.

Das Kind soll sich seiner persönlichen Identität bewusst werden und seinen Platz/Rolle in der Gesellschaft finden. Ziel der vorliegenden Seminararbeit ist es nun, der Frage nachzugehen, inwieweit sich das Bild bzw. die Wahrnehmung, in Bezug auf die Funktionen, von,Familie’, gewandelt hat und ob sie eine Haupt- oder Nebenrolle in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen einnimmt? Im ersten Teil der Arbeit soll eine Definition bzw.

Begriffsklärung vorgenommen werden, um anschließend die Merkmale von,Familie’ ableiten zu können. Darauf aufbauend sollen dann die heutigen Funktionen von Familien klar herausgearbeitet und definiert werden. Im dritten Teil soll ein historischer Abriss bzw. der Wandel von Familienformen, welcher die Entwicklungen des Systems Familie der letzten rund 50 Jahre aufzeigen soll, dargelegt und erläutert werden.

You might be interested:  Bilirubin Erhöht Ab Wann Gefährlich

Hierbei ist vor allem die veränderte Eltern-Kind-Beziehung von tragender Bedeutung. Abschließend sollen die Ergebnisse zusammengefasst werden, um einen kurzen Ausblick auf die weitere Entwicklung geben zu können.

Ist das jüngste Kind das Lieblingskind?

Erstgeborenes oder Nesthäkchen: Wer bevorzugt wird, ist unterschiedlich – Welche Umstände dafür sorgen, dass ein Kind zum Liebling avanciert, lässt sich nur schwer sagen. Das hängt auch damit zusammen, dass Bevorzugung und Benachteiligung eng mit subjektiven Empfindungen verknüpft sind: Kommt ein Geschwisterchen zur Welt, wird das erste Kind erst einmal unsanft vom Thron gestoßen.

Das kratzt automatisch am Selbstbewusstsein und kann so dafür sorgen, dass der oder die Erstgeborene sich anschließend weniger geliebt fühlt. Das Team von der University of California beobachteten im Jahr 2005, dass das Lieblingskind der Väter meistens tatsächlich die jüngste Tochter ist. Mütter bevorzugen hingegen vielfach den ältesten Sohn.

Alexander Jensen von der Brigham Young University und Susan McHale von der Pennsylvania State University in Henderson kamen 2017 wiederum zu dem Schluss, dass die jüngeren Geschwister häufig ganz grundsätzlich eine engere Bindung zu den Eltern haben.

Sowohl Mütter als auch Väter berichteten in der Studie davon, ihrem zweitgeborenen Kind im Schnitt etwas mehr Zuneigung zu zeigen als ihrem erstgeborenen. Das deckte sich auch mit dem Eindruck der Kinder, die sich häufiger von ihren Eltern bevorzugt fühlten, wenn sie das Nesthäkchen der Familie waren.

Die Daten der »Within-Family Differences Study« legen nahe, dass Eltern oft das Kind ein wenig mehr mögen, von dem sie denken, es sei ihnen am ähnlichsten. Entdecken Mütter und Väter demnach eigene Persönlichkeitsmerkmale am Nachwuchs, fühlen sie sich dem entsprechenden Kind automatisch mehr verbunden als den Sprösslingen, in denen sie nicht so viel von sich selbst wiedererkennen.

  1. In manchen Familien lässt sich allerdings genau die gegenteilige Dynamik beobachten, berichtet die Familien-, Paar- und Erziehungsberaterin Martina Stotz, die zum Thema Lieblingskinder promoviert hat.
  2. »Es kann auch sein, dass es bei Eltern und Kindern, die sich besonders ähnlich sind, häufiger zu Reibereien kommt.« In den Augen von Stotz hat es oft wenig mit strukturellen Einflüssen wie der Geburtsreihenfolge zu tun, wenn ein Kind mehr geschätzt wird als die anderen.

Oft seien eher äußere Faktoren von Bedeutung, denen Eltern ausgesetzt sind. Ein niedriges Selbstwertgefühl, Stress und finanzielle Schwierigkeiten seien etwa Aspekte, die dazu führen können, dass Mütter und Väter ein Kind bevorzugen. »Vieles wird über diese Ungleichbehandlung kompensiert«, sagt Stotz.

Wie viele Bezugspersonen braucht ein Kind?

3. Feinfühlige Zuwendung für eine optimale Gehirnentwicklung – Wie Mütter auf die Bindungs- und Explorationsbedürfnisse ihres Kindes reagieren, ist sehr unterschiedlich und hängt weitgehend mit ihren eigenen Kindheitserfahrungen zusammen. Mary Ainsworth hat dieses mütterliche Antwortverhalten als Feinfühligkeit beschrieben.

  1. Feinfühligkeit von Bindungspersonen gegenüber den Signalen des Kindes bedeutet, sich in die Lage des Kindes versetzen zu können und es als eigenständige Person mit eigenen Bedürfnissen und Absichten anzuerkennen.
  2. Feinfühliges Verhalten gegenüber einem Kleinkind ist die Voraussetzung für den Aufbau einer emotional vertrauensvollen und tragfähigen Beziehung und beinhaltet, die Signale des Kindes wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und prompt sowie angemessen darauf zu reagieren.

Neuere Untersuchungen zur Rolle des Vaters und zur väterlichen Feinfühligkeit legen nahe, dass diese für eine sichere Exploration für das Kind eine ebenso bedeutende Rolle spielt, wie die mütterliche Feinfühligkeit für eine sichere Bindungsorganisation.

Das Konzept der „feinfühligen Herausforderung im Spiel” geht davon aus, dass der erwachsene Spielpartner in seiner Interaktion mit dem Kind nicht nur feinfühlig auf die Bindungsbedürfnisse des Kindes eingeht, sondern ebenso die Neugier, die Exploration und die Tüchtigkeit des Kindes unterstützt und fördert.

Bei feinfühliger Herausforderung lässt das Kind den Beobachter deutlich erkennen, dass es das Werk selbst gemacht und so gewollt hat. Untersuchungen (vgl. Kindler & Grossmann 2008) zeigen, dass feinfühlige Unterstützung kindlicher Exploration der Bereich ist, von dem aus sich väterliche Einflüsse auf zentrale Aspekte der sozial-emotionalen und Bindungsentwicklung über Zeiträume bis zum 22.

Lebensjahr entfalten. Eine gesunde Entwicklung über den Lebenslauf braucht sowohl die Sicherheit der Exploration als auch die Sicherheit der Bindung. Feinfühliges Verhalten gegenüber einem Kind fördert somit die Befriedigung der drei psychischen Grundbedürfnisse nach Bindung, Kompetenz und Autonomie. Die Feinfühligkeit der Eltern hat neben den Temperamenteigenschaften des Kindes Einfluss auf die Bindungsqualität zwischen Kind und Elternteil.

Feinfühliges Verhalten kann mit relativ geringem Aufwand trainiert werden, und das sogar gegenüber Kindern mit sehr schwierigem Temperament. Eine der eindrücklichsten Untersuchungen dazu hat die Forscherin Dymphna van den Boom durchgeführt. Sie hat die Feinfühligkeit von Müttern von sehr irritierbaren Säuglingen durch Intervention trainiert und dadurch eine Verdoppelung der Anzahl sicherer Bindungsbeziehungen erreicht.

Ein Kind braucht von Geburt an einige wenige verlässliche Bezugspersonen, die feinfühlig seine Bedürfnisse nach Bindung und Exploration beantworten. Meistens ist die Mutter die erste, der Vater die zweite Bindungsperson und je nach Betreuungssituation kann die Tagesmutter oder Erzieherin die dritte Bezugsperson für ein Kind sein.

Entscheidend für das Kind sind die Stabilität der Beziehungen und die Feinfühligkeit der einzelnen Bezugspersonen gegenüber seinen Signalen. Neuere Erkenntnisse aus der Neurobiologie und Gehirnforschung zeigen, wie sich frühe Bindungserfahrungen auf die Entwicklung im Gehirn auswirken.

  1. Das frühkindliche Gehirn wird auch auf der Ebene der Molekularstruktur, der Entstehung von Synapsen und des Aufbaus der Vernetzungen viel stärker durch Umwelteinflüsse, insbesondere durch Erfahrungen mit den primären Bezugspersonen, beeinflusst als bisher gedacht. Die Annahme, das Gehirn, seine Entwicklung auf struktureller Ebene und seine Leistungsfähigkeit seien im Wesentlichen genetisch bestimmt, muss heute revidiert werden. Es sind nicht die Gene, sondern die Erfahrungen, die das Kind vorgeburtlich und in den ersten fünf Lebensjahren mit seiner unmittelbaren sozialen Umwelt – seinen wichtigsten Bezugspersonen – macht, die über die spätere Leistungsfähigkeit des Gehirnes entscheiden.
  2. Damit sich im Gehirn neue Strukturen und Vernetzungen entwickeln können, bedarf es eines gleichzeitigen Zusammenwirkens dreier Bereiche: Sinnes- und Bewegungszentren im Neocortex, Limbisches System – Emotionszentrum und präfrontaler Cortex. Nur die gleichzeitige Stimulation dieser drei Areale führt zum Aufbau neuer Strukturen, die auch nachhaltig sind. Diese optimale Stimulation erfährt das frühkindliche Gehirn am besten in der liebevollen Interaktion mit seiner Hauptbezugsperson, weil dabei – eingebettet in eine emotional bedeutsame Beziehung – visuelle, auditive, taktile Reize mit dem Limbischen System und dem präfrontalen Cortex vernetzt werden. Durch Fernsehen oder Videos werden Babys nicht klüger, weil sie bei einer solchen Reizdarbietung keine Stimulation des emotionalen Zentrums, des Limbischen Systems, erleben. Dabei findet keine gleichzeitige Aktivierung verschiedener zentraler Areale, sondern nur eine visuelle und auditive Stimulation ohne emotionale Einbettung statt.
  3. Frühkindliches Lernen findet dann statt, wenn die Aktivität vom Kind ausgeht und es selbst erkundet, handelt, begreift, erfährt – mit möglichst vielen Sinnen und in emotionaler Sicherheit. Das frühkindliche Gehirn ist für aktives Erkunden und Lernen geschaffen. Jedes vom Kind ausgehende aktive Erkunden, Lernen, Begreifen, Verstehen wird durch „Belohnungsmechanismen” unterstützt. Mit jeder Erkenntnis erfährt das Kind eine intrinsische Beglückung, sodass es immer weiter verstehen und lernen möchte. Dieser Belohnungsmechanismus funktioniert jedoch nur bei selbst initiiertem Lernen. Frühkindliches Lernen unterscheidet sich von erwachsenem Lernen, indem es ausschließlich von der unmittelbaren eigenen Erfahrung, der eigenen Aktivität abhängt. Heranwachsende und Erwachsene können auch aus Erklärungen und Informations- oder Wissensvermittlung im herkömmlichen Sinne lernen.
  4. Die emotionale Sicherheit ist umso bedeutsamer, je jünger ein Kind ist. Sie ist Voraussetzung dafür, dass das Kind sich mit seiner Umwelt aktiv auseinandersetzen kann und Grundlage jedes Lernens. Kinder lernen in und durch die Beziehung zu ihren primären Bezugspersonen. Auch die angeborenen Spiegelneurone des Säuglings können sich nur dann entfalten, wenn sie durch soziale Interaktion mit den Bezugspersonen stimuliert werden.

Was ist das Schwierigste Alter bei Kindern?

3. Die Wackelzahn-Pubertät – In der Wackelzahn-Pubertät ist der Rucksack schwer – nicht nur der für die Schule, auch der mit dem emotionalen Ballast. Typischerweise durchleben Kinder diese Phase im Alter zwischen fünf und zehn Jahren. Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, Wut und Rückzug geben einen Vorgeschmack auf die Pubertät.

„Der Unterschied: Die Wackelzahn-Pubertät hat nichts mit Hormonen zu tun”, sagt die Autorin Laura Fröhlich, die ein Buch zum Thema geschrieben hat. Viel eher fühlen sich die Kinder hin- und hergerissen zwischen dem Kleinsein und dem Großwerden. „Veränderung ist für viele Kinder schwierig”, sagt Fröhlich.

Daher ist es kein Zufall, dass die Wackelzahn-Pubertät oft Hand in Hand mit dem Schulstart geht. In dieser Phase lernen Kinder, Phasen des Umbruchs mental zu verarbeiten. Was hilft? Die Stimmungen ihrer Kinder – heute so, morgen so – stellen viele Eltern vor ein großes Rätsel.

Warum ist Familie wichtig für die Gesellschaft?

Fortpflanzung – Die Familie wird als die soziale Basis der Nachwuchssicherung angesehen, in Familien sollen nach Möglichkeit Kinder heranwachsen. In Erfüllung dieser Aufgabe leistet die Familie den physischen Erhalt der Gesellschaft. Während die Aufgabe, persönlichen Zusammenhalt zu wahren und emotionale Zuwendung zu gewähren, eher ein modernes Phänomen ist, gilt die Fortpflanzung traditionell als ureigenste Aufgabe der Familie.

Gleichwohl hat sich die Motivation zur Elternschaft und damit auch das, was sie für die Eltern bedeutet und “leistet”, im Verlauf der Zeiten geändert. Heute steht die Sicherung des Überlebens nicht mehr im Vordergrund. Sexualität und Fortpflanzungsfunktion sind voneinander getrennt. Der Begriff der “Generativität” aus dem Stufenmodell der psycho-sozialen Entwicklung des deutsch-amerikanischen Psychoanalytikers Erik H.

Erikson drückt recht treffend aus, was Elternschaft aber noch bedeuten kann: der zukünftigen Welt etwas Bleibendes, ureigen Geschaffenes und in gewisser Weise ja auch Gestaltetes zu hinterlassen. Daneben ist die Geburt eines Kindes in der Regel auch der Beginn einer sehr engen sozialen Beziehung, in der man Freud und Leid in besonderer Wiese miteinander teilen kann.

Warum ist Familienarbeit wichtig?

3.2 Die Begründung der Familienarbeit – Zur Begründung der Familienarbeit kann man auf die systemische Sichtweise zurückgreifen. Die Familie wird dabei nicht als eigentliches Problem gesehen, sondern der Fakt, dass die Familie ein Problem hat, das bewältigt werden muss.

Mit Hilfe der Familienarbeit wird versucht entwicklungshemmende Kreisläufe zu durchbrechen und neue Handlungsmuster zu entwickeln. Ein weiterer Punkt ist die Bedeutung der Familie und der Eltern-Kind-Beziehung. Denn Brandhorst und Kohr (2006) geben an: Ausgehend von der Annahme, dass die Bindung zwischen Eltern und Kind eine elementare und im Gegensatz zu anderen Beziehungen eine unaufkündbare ist, bleibt die Herkunftsfamilie stets Teil des Lebens des Kindes und es fühlt sich dieser, ungeachtet aller Vorkommnisse, meist loyal verpflichtet (S.157).

Die Eltern spielen eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des Kindes, da zwischen beiden eine enge Beziehung besteht. Die Eltern beeinflussen die psychische und physische Entwicklung, die Selbstakzeptanz, die Herausbildung eines stabilen Selbstwertgefühls und die Identitätsentwicklung ihres Kindes.

„Das Kind erfährt also in der Familie eine Fülle von Anregungen zur Selbstsozialisation, teils beabsichtigte (also: Erziehung), teils unbeabsichtigte (also: Sozialisation)” (Rotthaus, 2004, S.224f.). Für das seelisch-körperliche Wohlbefinden spielt die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung eine entscheidende Rolle.

(vgl. Britz, 2004, S.28). Mit Hilfe der Familienarbeit können auch typische Probleme der Heimerziehung vermieden werden. Wenn die Eltern aktiv in den Hilfeprozess eingebunden sind, werden aufkommende Konkurrenzgefühle zwischen Eltern und Heim, sowie Loyalitätskonflikte des Kindes in Bezug auf seine Eltern und die Heimmitarbeiter gemindert (siehe 2.1).

Des Weiteren ist die Jugendhilfe durch die Lebensweltorientierung geprägt. Die Lebensweltorientierung beschreibt, dass die Kinder und Heranwachsenden in ihren Bezügen gesehen werden müssen. „(), sie leben aber in Bezügen nicht nur der Familie, sondern ebenso der Freundschaften, der Cliquen, der Gesellungen der Schule und Arbeit, der Gesellungen der Freizeit.

Lebensweltorientierung ist verkürzt, wenn diese weiteren Beziehungen nicht gesehen werden” (Thiersch, 1997, S.23). Demzufolge müssen alle Bezüge gesehen werden, also auch die Familie im Rahmen einer Familienarbeit. Die gesamte Jugendhilfe in Deutschland ist in Folge des 8.

  • Jugendberichtes am Prinzip der Lebensweltorientierung ausgerichtet (vgl.
  • BJFFG, 1990, S.87).
  • Und nicht zuletzt erleichtert es die Arbeit mit den Kindern.
  • Die positiven Auswirkungen auf den erzieherischen Alltag werden deutlich, wenn sich Elterhaus und die Einrichtung gegenseitig ergänzen und nicht gegeneinander arbeiten.

Deshalb ist es unabdingbar sich gegenseitig zu informieren und den Eltern Angebote zur Optimierung ihres Erziehungsverhaltens zu unterbreiten. (vgl. Bernitzke; Schlegel, 2004, S.15).

Warum ist die Familie das Wichtigste?

Die Familie ist das System zwischenmenschlicher Beziehungen, das den größten Einfluss im Leben eines Menschen ausübt. Positive Gefühle wie Liebe, Geborgenheit und Vertrauen erfahren die meisten Menschen zuerst und für lange Zeit in der Familie. Die hier von klein an geknüpften festen Beziehungen tragen zum subjektiven Wohlbefinden, zu physischer Gesundheit und emotionaler Ausgeglichenheit bei.

  1. Sie befördern die soziale Akzeptanz und positive Emotionen.
  2. Diese leisten wiederum einen wichtigen Beitrag dafür, dass Familienmitglieder bei der Verfolgung ihrer Ziele erfolgreich sind.
  3. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, welche bedeutende Rolle positive Affekte in der Beziehung Elternteil und Kind spielen.

Ein lächelndes Kind trägt dazu bei, dass sich die Mutter besser fühlt und positiver handelt. Darüber hinaus erleichtern es Mütter, die positive Affekte zeigen, wiederum den Kindern positiv zu reagieren. Die Familie stärkt und entwickelt die individuellen Kapazitäten für Liebe, Begabung, Geselligkeit, Versöhnlichkeit und vieles mehr.

  • Sie ist auch ein zentraler Ort, wo man Spaß und Erholung findet.
  • Eine funktionierende Familie hat eine höhere Qualität als die Summe aller Familienmitglieder.
  • Die familiäre Gemeinschaft fördert die wichtigsten Stärken ihrer Mitglieder und trägt entscheidend dazu bei, die Charaktereigenschaften auszuprägen.

Hier kann man beispielsweise Resilienz erlernen. Freude an den kleinen Dingen im Leben in der Familie hilft, auch schwierige Situationen besser zu meistern. Sie ist der Hauptort der Sozialisierung von heranwachsenden Menschen. Kinder machen hier wichtige Erfahrungen und werden an den Sinn menschlichen Lebens herangeführt.

  1. Die glückliche Familie ist nicht zuletzt ein Rückzugsort, wo man Unterstützung in schwierigen Zeiten findet.
  2. Die hier beschriebene Familie ist natürlich ein Ideal.
  3. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass Familie nicht immer ein Ort des Schutzes und Ankommens ist, sondern auch von Krisen und Spannungen gekennzeichnet sein kann.

Im besten Fall übernehmen dann Freundschaften und andere wichtige Bezugspersonen die Aufgabe, eine echte emotionale Heimat zu bilden. Nicht selten leisten dann Menschen, die offiziell nicht zu unserer Familie gehören, vieles von dem was die ideale Familie bewirkt.

Im Kern bleibt wichtig, dass wir Menschen in unserem Leben haben, die verlässlich immer dann für uns zur Verfügung stehen, wenn wir allein nicht mehr weiter kommen. Denn kein Mensch ist eine Insel, ob nun mit oder ohne idealer Familie. Quelle: Positive Psychology and Family Therapy: Creative Techniques and Practical Tools for Guiding Change and Enhancing Growth; Positive Family Therapy von Collie W.

Conoley und Jane C. Conoley, Wiley & Sons, Inc., Hoboken, NJ, USA, 2009

Was nervt Kinder am meisten?

Das nervt Kinder in ihrem Leben am meisten – Gefragt nach der Benotung des eigenen Glücks vergaben fast alle Kinder die Note eins oder zwei.16 Prozent der Kinder bezeichnen sich als nur bedingt glücklich. Zurückführen ist das neben Schulproblemen oder Ärger mit den Eltern auch auf die mangelnde materielle Grundversorgung dieser Kinder.

  1. So nennen diese Kinder neben dem geringen Familieneinkommen auch das Fehlen eines eigenen Zimmers als Ursache für ihre Unzufriedenheit.
  2. Diejenigen Kinder, die sich selbst nicht als besonders glücklich eingestuft haben, fühlen sich vor allem durch die Schule belastet.
  3. Ranksein (36 Prozent) zählt für Kinder zu den nervigsten Momenten im Leben, dicht gefolgt von Zimmer aufräumen (30 Prozent) und Hausaufgaben (22 Prozent).

Zwischen diesen lästigen Pflichten landen noch der ungeliebte Streit mit Eltern (25 Prozent) und schlechtes Wetter (23 Prozent). Die überwiegende Mehrheit der Kinder hat allerdings keine starken Ängste. Wenn sich Kinder sorgen, dann vor allem um Dinge, die das nahe soziale Umfeld betreffen, wie beispielsweise um die Eltern, Geschwister, Schule und rücksichtslose Erwachsene.

Was macht eine gute Familie aus?

Sie reden positiv voneinander – Glückliche Familien konzentrieren sich auf Positivität. Sie respektieren und schätzen alle Familienmitglieder sehr. Sie wissen, dass jeder Stärken und Schwächen hat. Statt die Schwächen des anderen in der Öffentlichkeit zu dokumentieren, konzentrieren sie sich darauf, wie sie dem anderen helfen können.

Was charakterisiert eine gute Eltern Kind Beziehung in der Familie?

Wie Eltern das Leben ihrer Kinder prägen – Das klingt, als könne das negative Auswirkungen auf die Kinder haben. Genau. Im Jugendalter ist es bei uns in der Praxis fast der Normalfall, dass die Patienten ihren Eltern nicht erzählen, wie es ihnen geht, aus Schuldgefühlen heraus, die Erwachsenen traurig zu machen.

  1. Wir vermitteln den Jugendlichen dann immer, dass ihre Eltern in der Regel sturmfest sind.
  2. Selbst, wenn sie nicht schlafen können oder weinen – sie haben schon ein langes Leben gehabt und vieles durchgemacht, deshalb können sie auch die Probleme mittragen.
  3. Gelingt es den Jugendlichen denn irgendwann, sich von den Einflüssen ihrer Eltern loszusagen? Man hat lange gedacht, dass die Bindungserfahrungen, die wir als Kinder gemacht haben, sich unser ganzes Leben lang fortsetzen.

Inzwischen weiß man, dass Beziehungsmuster sich im Laufe unseres Lebens verändern. Wir können also Bindungserfahrungen sammeln, die unsere Eltern-Kind-Beziehung überschreiben. Man muss sie aber eben auch machen. Es gilt also, neue Menschen an sich ranzulassen. Was können Eltern tun, um eine solche Distanz von vorneherein zu vermeiden? Ein wichtiger Schritt ist, die Verantwortung für sein eigenes Leben und seine Gefühle zu übernehmen. Nicht mein Kind muss mich glücklich machen oder bedingungslos lieben, sondern ich bin ganz allein für meine Emotionen verantwortlich.

Wenn es mit meinem Leben mal nicht läuft, dann verändere ich selbst etwas. Sie erleben in Ihrer Praxis viele Fälle von komplizierten Eltern-Kind-Beziehungen. Wie sollte diese Bindung denn idealerweise aussehen? Eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung besteht aus Nähe und Abstand. Das heißt, die Bindungssicherheit zeigt sich in einer Situation, in der der andere gerade nicht verfügbar ist.

Das Elternteil muss Nähe und Abstand also gleichzeitig zulassen, selbst wenn es schwerfällt und Angst macht. Was bedeutet das konkret? Das Kind muss auch andere Seiten an sich entdecken dürfen – und nicht nur die Seiten, die ich bereits kenne. Denn: Egal, wie gut ich mein Kind kenne, ich kenn immer nur einen Ausschnitt.

Warum ist die Familie das Wichtigste?

Die Familie ist das System zwischenmenschlicher Beziehungen, das den größten Einfluss im Leben eines Menschen ausübt. Positive Gefühle wie Liebe, Geborgenheit und Vertrauen erfahren die meisten Menschen zuerst und für lange Zeit in der Familie. Die hier von klein an geknüpften festen Beziehungen tragen zum subjektiven Wohlbefinden, zu physischer Gesundheit und emotionaler Ausgeglichenheit bei.

  1. Sie befördern die soziale Akzeptanz und positive Emotionen.
  2. Diese leisten wiederum einen wichtigen Beitrag dafür, dass Familienmitglieder bei der Verfolgung ihrer Ziele erfolgreich sind.
  3. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, welche bedeutende Rolle positive Affekte in der Beziehung Elternteil und Kind spielen.

Ein lächelndes Kind trägt dazu bei, dass sich die Mutter besser fühlt und positiver handelt. Darüber hinaus erleichtern es Mütter, die positive Affekte zeigen, wiederum den Kindern positiv zu reagieren. Die Familie stärkt und entwickelt die individuellen Kapazitäten für Liebe, Begabung, Geselligkeit, Versöhnlichkeit und vieles mehr.

Sie ist auch ein zentraler Ort, wo man Spaß und Erholung findet. Eine funktionierende Familie hat eine höhere Qualität als die Summe aller Familienmitglieder. Die familiäre Gemeinschaft fördert die wichtigsten Stärken ihrer Mitglieder und trägt entscheidend dazu bei, die Charaktereigenschaften auszuprägen.

Hier kann man beispielsweise Resilienz erlernen. Freude an den kleinen Dingen im Leben in der Familie hilft, auch schwierige Situationen besser zu meistern. Sie ist der Hauptort der Sozialisierung von heranwachsenden Menschen. Kinder machen hier wichtige Erfahrungen und werden an den Sinn menschlichen Lebens herangeführt.

Die glückliche Familie ist nicht zuletzt ein Rückzugsort, wo man Unterstützung in schwierigen Zeiten findet. Die hier beschriebene Familie ist natürlich ein Ideal. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass Familie nicht immer ein Ort des Schutzes und Ankommens ist, sondern auch von Krisen und Spannungen gekennzeichnet sein kann.

Im besten Fall übernehmen dann Freundschaften und andere wichtige Bezugspersonen die Aufgabe, eine echte emotionale Heimat zu bilden. Nicht selten leisten dann Menschen, die offiziell nicht zu unserer Familie gehören, vieles von dem was die ideale Familie bewirkt.

Im Kern bleibt wichtig, dass wir Menschen in unserem Leben haben, die verlässlich immer dann für uns zur Verfügung stehen, wenn wir allein nicht mehr weiter kommen. Denn kein Mensch ist eine Insel, ob nun mit oder ohne idealer Familie. Quelle: Positive Psychology and Family Therapy: Creative Techniques and Practical Tools for Guiding Change and Enhancing Growth; Positive Family Therapy von Collie W.

Conoley und Jane C. Conoley, Wiley & Sons, Inc., Hoboken, NJ, USA, 2009

Warum brauchen wir eine Familie?

Welche Aufgabe und Bedeutung hat Familie? – Familie kann unterschiedliche Aufgaben und Funktionen haben: Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung, Sorge für Kinder, alte und kranke Menschen, finanzielles Überleben, etc. Im Laufe der Geschichte hat sich nicht nur geändert, wer alles zur Familie dazugehört, sondern auch, welche Bedeutung ihr zukommt.

  1. Familie war und ist für viele Menschen eine Schicksalsgemeinschaft, die das gegenseitige Überleben sichert(e).
  2. Zum Beispiel durch die Pflege von Kindern, alten und kranken Menschen oder gemeinsame Arbeitskraft.
  3. Welche Bedeutung Familie hat, kommt auch darauf an, welche Familien und welche Epoche wir uns anschauen.

In Zeiten von Monarchien bedeutete Familie für den Adel beispielsweise vor allem wichtige politische Verbindungen: Wer hier wen heiratete, hatte selten etwas mit Liebe oder Zuneigung zu tun, sondern damit, mit wem Bündnisse geschaffen oder durch wen Macht gefestigt werden sollte.

Wie wichtig sind Eltern für Kinder?

Eltern und Fachkräfte – Experten für die Kinder – Eltern sind (in der Regel) die ersten wichtigen Bezugspersonen für das Kind. Zu ihnen baut das Kind eine Bindung auf, welche seine Entwicklung prägt.

Eltern sind Experten für ihr eigenes Kind. Viele Erfahrungen und Erlebnisse haben die Beziehung bereits geprägt. Ihr Expertenwissen beruht darauf, das eigene Kind und seine Entwicklung wahrzunehmen. Sie bringen ihr Wissen um den gelebten Alltag mit. Sie wissen am besten, wann ihr Kind traurig, glücklich, ängstlich und zufrieden ist. Vor allem aber sind und bleiben Eltern in der Regel die wichtigsten Personen für Kinder.Pädagogische Fachkräfte sind Experten für kindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse und die sozialpädagogische Arbeit mit Kindern, und sie sind Experten für den Alltag in der Kita.

Welche Rolle spielt die Familie bei der Erziehung?

1. Einleitung – Die Familie ist die erste Sozialisationsinstanz, der ein Kind in seinem Leben begegnet. Durch familiale Interaktionen lernen Kinder basale Verhaltensweisen und bilden kognitive und emotionale Grundstrukturen heraus. Es werden auch Normen und Werte vermittelt, die neben den erlernten basalen Verhaltensweisen, als besonders stabil gelten.

Die Familie nimmt daher eine prägende Rolle in der Persönlichkeitsbildung eines Kindes ein, wobei zwischen Sozialisation und Erziehung differenziert werden muss. „Sozialisation bezeichnet den Prozess einer Aneignung und Verarbeitung der inneren und äußeren Realität und die Auseinandersetzung mit Körper und Psyche sowie der sozialen und materiellen Umwelt.

Verstanden als lebenslanger individueller Lernprozess, in dem sich das Individuum zur selbstständig lebens- und arbeitsfähigen Persönlichkeit entwickelt, ist Sozialisation die Voraussetzung, um Entwicklungsaufgaben kompetent lösen zu können, die es für die steigenden Anforderungen an Selbststeuerung und Identitätssicherung in einer individualisierten Gesellschaft benötigt.” Innerhalb der Sozialisation übernimmt die Familie nur einen geringen, eigenständigen Part, da sie sich diesen mit außerfamiliären Sozialisationsfeldern (Kita, Schule, Peers etc.) teilt, weshalb an dieser Stelle nicht genauer darauf eingegangen werden soll.

  1. Die wesentlich wichtigere Rolle übernimmt die Familie bei der Erziehung, die auch ihren primären Part darstellt.
  2. Erziehung wird im Vergleich hierzu bestimmt als geplante, zielgerichtete und absichtsvolle Sozialisation, also jener Teil der Sozialisationsprozesse, welcher darauf abzielt, Veränderungen von Kindern und Jugendlichen zu bewirken.” Bei der Erziehung übernimmt die Familie die Rolle dem Kind basale Verhaltensweisen, Normen und Werte zu vermitteln, die es dem Kind ermöglicht, sich in der jeweiligen Kultur und Gesellschaft zurechtzufinden und sich aktiv auch mit dieser auseinanderzusetzen.

Das Kind soll sich seiner persönlichen Identität bewusst werden und seinen Platz/Rolle in der Gesellschaft finden. Ziel der vorliegenden Seminararbeit ist es nun, der Frage nachzugehen, inwieweit sich das Bild bzw. die Wahrnehmung, in Bezug auf die Funktionen, von,Familie’, gewandelt hat und ob sie eine Haupt- oder Nebenrolle in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen einnimmt? Im ersten Teil der Arbeit soll eine Definition bzw.

  1. Begriffsklärung vorgenommen werden, um anschließend die Merkmale von,Familie’ ableiten zu können.
  2. Darauf aufbauend sollen dann die heutigen Funktionen von Familien klar herausgearbeitet und definiert werden.
  3. Im dritten Teil soll ein historischer Abriss bzw.
  4. Der Wandel von Familienformen, welcher die Entwicklungen des Systems Familie der letzten rund 50 Jahre aufzeigen soll, dargelegt und erläutert werden.

Hierbei ist vor allem die veränderte Eltern-Kind-Beziehung von tragender Bedeutung. Abschließend sollen die Ergebnisse zusammengefasst werden, um einen kurzen Ausblick auf die weitere Entwicklung geben zu können.